Eine Gradwanderung

Es ist nur ein Lesezugriff möglich.

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Gesperrt
ForcedLoner
Beiträge: 2
Registriert: Dienstag 14. September 2010, 19:13

Eine Gradwanderung

Beitrag von ForcedLoner »

"You're running and your running but you can't run away from yourself" Freundeskreis - You can't run away

Das Lied habe ich heute im Zug gehört und wie so oft bin ich total in Gedanken verfallen, über das Leben, über mein Leben, und ob es wirklich noch Sinn macht weiter zu leben. Das hat mich dazu bewegt mal wieder "Suizidmethoden" in Google einzutippen, und so bin ich letztendlich im Dignitas Forum gelandet. Ich hatte mich schonmal in einem ähnlichen Forum angemeldet, aber nie einen Beitrag verfasst. Denn das, was ich hier schreibe, zwingt mich, über mich Selbst nachzudenken und was wirklich ist. Und darüber denke ich sehr ungern nach, ich verdränge die Tatsachen lieber, da mich alles andere in ein noch tieferes Loch stößt. Andererseits befreit es mich, und ich hoffe vielleicht auch auf ein wenig Verständnis und Aufmunterung...

Ich will euch hier nicht meine Lebensgeschichte erzählen, zumindest noch nicht. Fakt ist wohl, ich bin erst 17, Anfang Oktober 18, und sollte mir eigentlich gar keine Gedanken über diese Dinge machen. Ich sollte auf Feiern gehen, mit Kumpels einen heben und seichte erste Schritte in Richtung Beziehung mit Frauen / Mädchen unternehmen, eventuell schon meine erste feste Freundin haben. Ich sollte dumme Witze machen, viel lachen und meine Jugend genießen. Aber ich hatte nie das, was man geheimhin als Jugend bezeichnen würde. Ich bin schon früh "Erwachsen" geworden, wobei der Begriff so nicht stimmt. Ich bin noch immer relativ unselbstständig, deswegen würde ich mich eher als still und nachdenklich bezeichnen. Ein rational denkender Mensch eben, der sich nicht gehen lassen kann, nicht das kleinste Stück. Ich liebe aber ich lebe nicht, also teile ich meine Liebe nicht und stattdessen wirke ich arrogant und oft unverschämt. Desinteressiert. Aber es ist nur eine Hülle die meine Schüchternheit überdecken soll. Ich war schon immer schüchtern, und das macht einen immer zur Zielscheibe, bei mir fing es schon in der Grundschule an. Mittlerweile habe ich eben diesen Panzer um mich aufgebaut, niemand lacht jetzt mehr über mich aber es redet auch niemand mit mir. Ich unterliege starken Gefühlsschwankungen, ich beleidige meine Mutter, obwohl diese immer das Beste für mich will. Zu viel "bestes", fürchte ich. Ich komme mir schlecht dabei vor, meiner Mutter einen Vorwurf zu machen, aber sie hat mich zur absoluten Unselbstständigkeit erzogen, ich wurde immer "behütet" und das ist wohl mit Teil meiner Unfähigkeit, mit meinem Umfeld klar zu kommen.

An der Stelle male ich glaub ich schon wieder zu schwarz: Ich habe schon Freunde, in den letzten Jahren immer wieder gute Anfänge gefunden, aber ich bin antriebslos. Die Frage "Warum" kreist immer in meinem Kopf und dann macht sich lethargie breit. Ein Mädchen dass ich damals in Irland auf Sprachreise kennengelernt habe, hätte meine erste Freundin sein können. Aber ich habe sie nie mehr kontaktiert. Ich hatte soviele Chancen, und hab sie nicht wahrgenommen. Meine Psychologin drückt es folgendermaßen aus: Ich kann Kontakte knüpfen, aber ich habe nie gelernt, sie zu pflegen. Meine Psychologin versteht aber auch nur ansatzweise meine Probleme. Wie soll sie die auch komplett verstehen, eine Lebensgeschichte erzählt sich nicht in 1 Stunde, und wenn man dann den nächsten Termin erst in 1 Monat bekommt ist bis dahin schon alles wieder vergessen, die vielen Fragen die einem einfallen und wieder entfallen und somit unbeantwortet bleiben. Zum Psychologen zu gehen habe ich mich nach sehr langer Überlegung entschieden, irgendwann wurde mir klar dass meine Probleme sich nicht aus eigener Kraft heraus lösen würden, also habe ich mir eine Grenze gesetzt: Sollte ich meine Vorsätze in einem Jahr wieder nicht erfüllen können, würde ich mir Hilfe suchen. Und so kam es dann.

Ich habe selbst oft versucht, Gründe zu finden, warum ich bin wie ich bin. Manche davon konnte mir die Psychologin bestätigen, manche nicht, und manche kennt sie noch gar nicht. Ich denke ich habe mittlerweile ein ganz gutes Bild von mir, und warum ich der bin, der ich bin. Aber ich will nicht der sein, der ich bin, ich will wie die normalen Jugendlichen / jungen Erwachsenen sein, die ich immer auf der Straße sehe. Und nicht die Abende alleine verbringen, mit dem neuen Fernseher. Denn Geld ist kein Problem. Aber Geld macht nicht glücklich, das weiß ich jetzt. Ich war lange Zeit ein unzulässiges Wort, der dachte, er könnte einfach sein Abitur machen und dann wäre er ja eh "besser" als andere, würde viel Geld verdienen und mit dem Geld würden auch die Freunde und Frauen kommen. Aber das ist absoluter Schwachsinn. Eine der Vorstellungen die ich mir immer einrede, um meine erbärmliche Situation besser aussehen zu lassen, sie zu rechtfertigen. Du hast Chancen auf Geld und Erfolg, das ist, was ein erfolgreiches Leben ausmacht. Aber dann sehe ich wieder junge Pärchen in der Stadt, lese in Blogs von allen Arten von Menschen, glückliche Menschen die die Liebe gefunden haben, denen man das Selbstbewusstsein, dieses Strahlen ihrer Augen selbst auf Fotos ansehen kann. Ich denke oft: Hättest du eine Freundin, würde das dein Leben verändern. Ich habe es oft bei Bekannten erlebt. Aber um eine Freundin zu finden, müsste ich erst mich ändern, und dazu fehlt mir der Antrieb. Ein Teufelskreis, aus dem man nicht ausbrechen kann. Hättest du jemanden, der freiwillig mit dir redet, der sich wirklich für dich interessiert, würde dich das verändern. Ich bin eigentlich noch nicht bereit dazu, alles aufzugeben. Aber sollte sich nichts ändern, ist es ein Ausweg. Auf Wikipedia hab ich gelesen, dass man das wohl als Bilanzsuizid bezeichnet. Die Bilanz meines bisherigen Lebens ist sehr enttäuschend.

Vielleicht habe ich morgen nochmal den Antrieb, etwas zu schreiben...
Gesperrt