Liebste Lyrik

Es ist nur ein Lesezugriff möglich.

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Maiken

Re: Von Amoc nach Marathon ...

Beitrag von Maiken »

Fliesenbourg hat geschrieben:Von Amoc nach Marathon – Salomonische Weisheith für alle Streber- & Verlierertypen:

Lauft lieber Marathon als Amoc; lieber 5000 Meter als ständig eurem vermeintlichen Glück hinterher! Vieles, was ihr heute mit schier arroganter Selbstverständlichkeit tut, erweist sich schon morgen als Nichtigkeit & leerer Trug! Dabei ist doch der Weg selber oft das erhabenste, sublimste Ziel!

Fliesenbourg



PS.: Der Laufsport vermag tatsächlich Gesundheit und Lebensfreude zu bescheren, aber langfristig keineswegs der nackten, nüchternen Realität zu trotzen. Dann wird Tugend zu Torheit und Weisheit zu Wahnsinn, während ihr Sklaven eures eigenen Leibes seid! Ich selber bin das abschreckenste Beispiel davon.

Fliesenbourg
Fliesi, für mich biste nicht so abschreckend trotz aller Kontroversen.

du denkst und fühlst noch als Mensch und das ist viel wert.
Trophy-Scar
Beiträge: 33
Registriert: Freitag 9. April 2010, 14:11

Beitrag von Trophy-Scar »

Frozen Man-Syndrom

ein uhrwerk im zementblock. ein bahnhof ohne schienen. der abfahrtsplan schon ganz vergilbt. und wann ist eigentlich das letzte mal jemand hier angekommen? andromeda ist weit. mexiko scheint nett. eingeschneit in staub . auf dem globus neben dem bett. ein komplizierter bunker, so ein irrer architekt. ein labyrinth im keller und die pläne gut versteckt. ein schiff ohne hafen und ein wecker ohne sinn. ein tiefgaragenleben wie sonntagnachmittage als kind. die füsse eingeschlafen und auch die fantasie. was war das nochmal gleich dieses sogenannte "endorphin"...

nimm dir doch endlich etwas an was deinen kopf beruhigen kann. aber warte nicht zu lang mein freund, du hast viel zuviel doch schon versäumt. aber warte nicht zu lang mein freund, du hast viel zuviel doch schon betäubt.

eisberg erstarrter gefühle, schmelzpunkt 44 grad. let´s pretend happy end. ein goldschatz ohne wert, wie nudeln ohne soße. für wärme und freundschaft sorgt hier nur noch die steckdose. traurigkeit alltäglich. unspektakulär. ein bißchen eklig. fast schon ordinär. friday i´m in love gilt nicht für starrige fecken. everyday is like sunday, es gibt nichts mehr zu entdecken. es geht nicht um huhn oder ei, oder ursache und schuld. keine frage von verständnis, nur eine frage von geduld. meine hand für ihn im feuer, sie fängt schon an zu schmorren. er gähnt und lacht mich aus. versteienert, und gefroren.

nimm dir doch endlich etwas an was deinen kopf beruhigen kann. aber warte nicht zu lang mein freund, du hast viel zuviel doch schon versäumt. aber warte nicht zu lang mein freund, du hast viel zuviel doch schon betäubt.

ich hab nie gemerkt daß er da war, bis er nicht mehr da war. hey grabowski, deine pfoten bluten. grüß mir den broadway, okay. niemand hat gemerkt daß er da war, nicht mal als er nicht mehr da war. hey grabowski, grüß mir den broadway. (let´s pretend happy end)

Nagel (Frontmann der Band Muff Potter)
12gauge
Beiträge: 58
Registriert: Mittwoch 30. Dezember 2009, 13:53

Beitrag von 12gauge »

Aus dem "Buch der Unruhe" von Fernando Pessoa:

"Ich bin heute sehr früh aufgewacht, jäh und verwirrt, und erhob mich sofort aus dem Bett, unbegreifliche Abscheu schnürte mir die Kehle zu. Kein Traum hatte sie verursacht; keine Wirklichkeit hätte sie auslösen können. Eine abgrundtiefe absolute Abscheu, die dennoch ihre Ursache hatte. In der dunklen Tiefe meiner Seele trugen unbekannte Kräfte unsichtbar eine Schlacht aus, bei der mein Wesen das Schlachtfeld hergab, der unsichtbare Zusammenprall erschütterte mich bis ins Mark. Ein physischer Ekel vor dem gesamten Leben kam mit meinem Erwachen auf. Ein Entsetzen, leben zu müssen, erhob sich mit mir aus dem Bett. Alles erschien mir hohl, und ich hatte den eisigen Eindruck, daß es für kein Problem auf der Welt eine Lösung gibt. Ich war zutiefst beunruhigt und zitterte bei der geringsten Geste. Ich fürchtete, den Verstand zu verlieren, aber weniger an den Wahnsinn als an die Situation. Mein Herz schlug, als könnte es sprechen.
Mit langen, falschen Schritten, die ich vergeblich anders zu setzen versuchte, durchlief ich barfuß die kurze Länge meines Zimmers und die leere Diagonale des Innenzimmers, dessen Tür an der Ecke zum Korridor liegt. Mit fahrigen, ungenauen Bewegungen berührte ich die Bürsten auf der Kommode, stellte einen Stuhl um, und einmal schlug meine schaukelnde Hand gegen den harten Eisenpfosten meines englischen Bettes. Ich zündete mir eine Zigarette an, die ich im Unterbewußtsein rauchte, und erst als ich sah, daß Asche auf meinen Nachttisch gefallen war - wie eigentlich, wenn ich mich gar nicht über ihn gebeugt hatte? -, begriff ich, daß ich besessen war oder dergleichen, dem Sein, wenn auch nicht dem Namen nach, und daß mein Bewußtsein meiner selbst, das ich hätte haben müssen, abgrundtief gestört war.
Ich empfing die Ankündigung des Morgens, das wenige kalte Licht, das ein verschwommenes Weißblau dem sich enthüllenden Horizont mitteilt, wie einen dankbaren Kuß der Dinge. Denn dieses Licht, dieser wirkliche Tag befreite mich, befreite mich, ich weiß nicht wovon, reichte meinem noch unbekannten Alter den Arm, streichelte meine trügerische Kindheit, schützte die erbettelte Ruhe meiner überströmenden Sensibilität.
Ach, was ist das für ein Morgen, der mich für die Dummheit des Lebens weckt und für seine große Zärtlichkeit! Fast muß ich weinen, wenn ich vor mir, unter mir die alte enge Straße heller werden sehe, wenn die Jalousien des Lebensmittelgeschäfts an der Ecke ihr schmutziges Braun im Licht enthüllen, das sich langsam verströmt. Mein Herz ist erleichtert wie bei einem wirklichen Märchen und wird sich seiner wieder sicher, spürt nicht mehr sich selbst.
Welch ein Morgen, welch ein Kummer! Und welche Schatten ziehen sich zurück? Welche Geheimnisse haben sich preisgegeben?
Nichts; nur das Geräusch der ersten Elektrischen, wie ein Streichholz, das die Dunkelheit der Seele erhellt und die lauten Schritte meines ersten Passanten: Die konkrete Wirklichkeit, die mir freundlich zu verstehen gibt, daß ich nicht sein soll, wie ich bin."
Dhana

Beitrag von Dhana »

...
Zuletzt geändert von Dhana am Mittwoch 9. Juni 2010, 00:12, insgesamt 1-mal geändert.
Plato
Beiträge: 113
Registriert: Samstag 15. November 2008, 09:21

Beitrag von Plato »

Deep Purple - When a blind man cries


If you're leaving close the door.
I'm not expecting people anymore.
Hear me grieving, I'm lying on the floor.
Whether I'm drunk or dead I really ain't too sure.

I'm a blind man, I'm a blind man and my world is pale.
When a blind man cries, Lord, you know there ain't no sadder tale.

Had a friend once in a room,
had a good time but it ended much too soon.
In a cold month in that room
we found a reason for the things we had to do.

I'm a blind man, I'm a blind man, now my room is cold.
When a blind man cries, Lord, you know he feels it from his soul.

http://www.youtube.com/watch?v=YAZyjARWKzM
Sandkorn
Beiträge: 92
Registriert: Donnerstag 26. November 2009, 22:12

Beitrag von Sandkorn »

Glaube an die Welt

Laß ab von diesem Zweifeln, Klauben,
vor dem das Beste selbst zerfällt,
und wahre dir den vollen Glauben
an dieser Welt trotz dieser Welt.

Schau hin auf eines Weibes Züge,
das lächelnd auf den Säugling blickt,
und fühl´s: es ist nicht alles Lüge,
was uns das Leben bringt und schickt.

Und, Herze, willst du ganz genesen,
sei selber wahr, sei selber rein!
Was wir in Welt und Menschen lesen,
ist nur der eigene Widerschein.

Beutst du dem Geiste seine Nahrung,
so laß nicht darben sein Gemüt,
des Lebens höchste Offenbarung
doch immer aus dem Herzen blüht.

Ein Gruß aus frischer Knabenkehle,
ja mehr noch eines Kindes Lall´n
kann leuchtender in deine Seele
wie Weisheit aller Weisen fall´n

Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen
erkennst du ganz, was Leben heißt;
o lerne denken mit dem Herzen,
und lerne fühlen mit dem Geist.

Theodor Fontane 1819 - 1898
Maiken

Beitrag von Maiken »

Wir sind geboren in der Nacht, als die Wölfin Junge warf./Früh, beim Löwengebrüll gab man uns unsere Namen./In Adlernestern fütterten uns unsere Mütter,/Stiere zu zähmen lehrten uns unsere Väter.// Unsere Mütter weihten uns unserem Volke und unserem Lande./Wenn sie uns brauchen, stehen wir ohne Furcht auf. / Wir wuchsen mit Bergadlern in der Freiheit auf. / Schwierigkeiten und Hindernisse überwanden wir mit Würde. // Eher schmelzen die Feuersteinfelsen zu Blei, / als dass wir in Leben und Kampf unsere Würde aufgeben, / Eher bricht die Erde durch die brennende Sonne, / als dass wir unsere Ehre verraten. // Nie sind wir irgendjemanden untertan. / Entweder Freiheit oder Tod. / Ein Drittes gibt es für uns nicht. / Unsere Schwestern heilen unsere Wunden mit Liedern, / die Augen unserer Geliebten geben uns Kraft für den Kampf. // Beugt uns der Hunger, werden wir an den Wurzeln nagen. / Krümmt uns Durst, werden wir Tau vom Gras trinken. / Wir sind geboren in der Nacht, als die Wölfin Junge warf. / Diener sind wir nur Gottes, des Volkes und des Vaterlandes. //
Sandkorn
Beiträge: 92
Registriert: Donnerstag 26. November 2009, 22:12

Beitrag von Sandkorn »

Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
wohnhaft an demselben Platze,
hassten sich aus Herzensgrund.
Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
bei gesträubter Haarfrisur,
zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
wo sie meistens hin entwich,
friedlich dasitzt, wie im Traume,
dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune,
die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoss sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen
die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurz entschlossen
zu der eignen Lagerstatt,
wo sie nunmehr fünf Genossen
an der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte,
sprich nicht nur von Leid und Streit.
Selbst in Brehms Naturgeschichte
findet sich Barmherzigkeit.

Wilhelm Busch
Maiken

Beitrag von Maiken »

Dank dir für die schönen Gedichte, sandkorn!
12gauge
Beiträge: 58
Registriert: Mittwoch 30. Dezember 2009, 13:53

Beitrag von 12gauge »

Verkürzte sich diese grauenvolle Stunde doch zum Möglichen oder verlängerte sich zum Sterblichen.
Bräche der Morgen doch niemals an. Könnten ich, diese Kammer und ihre Atmosphäre , zu der ich gehöre, sich doch in Nacht vergeistigen, in Finsternis verabsolutieren, auf dass von mir weniger als ein Schatten bliebe, der in meiner Erinnerung beschmutzen könnte, was vielleicht niemals stirbt.

Fernando Pessoa
over
Beiträge: 133
Registriert: Sonntag 28. März 2010, 18:20
Wohnort: planet erde

Beitrag von over »

oh how i wish to go down with the sun

sleeping sun - nightwish
Sandkorn
Beiträge: 92
Registriert: Donnerstag 26. November 2009, 22:12

Beitrag von Sandkorn »

Hoffnung

Wie wäre ein Winter zu ertragen,
ohne Hoffnung auf den Frühling,
wie ein Abschied auszuhalten,
ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen?

Nur die Hoffnung,
dass es immer wieder hell wird,
läßt uns die langen, finsteren
Nächte durchstehen.

Annegret Kronenberg
jigga

Beitrag von jigga »

...
Zuletzt geändert von jigga am Montag 10. Mai 2010, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
Maiken

Beitrag von Maiken »

Salinger...Der Fänger im Roggen
Dhana

Beitrag von Dhana »

...
Zuletzt geändert von Dhana am Mittwoch 9. Juni 2010, 00:10, insgesamt 2-mal geändert.
Gesperrt