Das hier gibt es nur einmal

[berlinichbins]

Ich stöbere immer mal hier herum, in letzter Zeit wieder öfter, nachdem 2012 mein Dignitas-Forum-Jahr war
Die Möglichkeit des Suizids spukt in meinem Kopf herum und gleichzeitig immer wieder derselbe Gedanke: für mich gibt es das Leben nur dieses eine Mal. Der Suizid ist endgültig, ich werde dann nicht mehr Herausfinden, ob es mir besser hätte gehen können, ob meine Leben irgendwann (durch was auch immer) eine Wendung nehmen könnte. Und gleichzeitig ist es wohl sehr schmerzhaft, mit 80 da zu sitzen und zu merken, dass war es nicht.
Hat jemand von euch auch diesen "das gibt's nur einmal Gedanken", der euch davon abhält abzuleben?
Was bräuchtet ihr für eine Wendung?
Guten Tag (?) für die Lesenden! und Gruß aus Berlin

[glycerine]

ich glaube nicht daran dass es danach komplett aus ist.
ich denke ich habe auch ein leben dass nicht wirklich sehr super läuft, ich leide sehr viel, und es wird nie mehr ganz gut werden

[Der lustige Versager]

@Berlin

Ich freue mich das du noch da bist, ging dir ja auch schon mal schlechter oder?
Ich habe auch diese Phasen zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.
Persönlich habe ich mich mit dem Gedanken arrangiert, niemals ein "normales Leben" zu führen.
Solange es für mich zu ertragen ist, versuche ich so normal wie möglich weiter zu machen.
Es ist schwer... aber ich versuche es.
Hier gibt es viele denen es wesentlich schlechter geht als uns.
Ich hoffe das du weiterkämpfst!

LG nach Berlin

[Thanatos]

Was den Das-Leben-gibt's-nur-einmal-Gedanken betrifft, so bin ich froh, dass es mein Leben nur einmal gibt. Die Möglichkeit, dass es dieses mein Leben mehrmals geben würde, dass es sich also wiederholen könnte, wäre für mich der Gipfel der Grausamkeit.
Wendung? Weder erwarte noch erhoffe ich eine Wendung. Ich habe lange genug gelebt. Eine Art Wunsch hätte ich dennoch: Eine 100%-Methode in der Schublade liegen haben. Denn mit dem Strick in den Wald zu gehen, könnte bei Bedarf vielleicht nicht mehr möglich sein. Und die Energie, nochmal nach Norwegen zu fahren, habe ich nicht mehr. Zumal die Gefahr besteht, dass es dort wieder nicht klappt..... Die alten Hasen erinnern sich vielleicht, wovon ich rede....
Gruß vom Thanatos

[EinsamerEngel]

Eine Art Wunsch hätte ich dennoch: Eine 100%-Methode in der Schublade liegen haben.

Huhu Thanatos, dem Wunsch würde ich mich sofort anschließen. Die Tatsache, sowas in der Rückhand zu haben, wäre glaub ich der einzige Grund für mich, es doch noch ein letztes Mal zu versuchen und mit neuem Schwung die Wende anzupeilen. Aber selbst diese Motivation wird uns in der heilen Welt da draußen leider nicht ermöglicht.

Achja, die Norwegenstory kennen nicht nur die alten Hasen, sondern auch die jungen Hüpfer. Ich habe Deine Beiträge zu diesem Thema auch gelesen und die Bilder waren wunderschön. So ein Ort wäre auch meiner Meinung nach, jederzeit eine Reise wert, one-way oder nicht.

LG vom Engel

[berlinichbins]

ja, es ging schon mal sehr viel schlechter. wenn es jetzt mal gute Momente gibt, dann nehme ich sie wahr und genieße sie. das ging damals nicht mehr. und viel besser war es auch schon. und es ist tatsächlich einfach erleichternd für sich selbst eine sichere Methode zu haben. so fühlt sich das leben nur halb aufgezwungen an an die norwegenstory erinnere mich.

[Thanatos]

...Aber selbst diese Motivation wird uns in der heilen Welt da draußen leider nicht ermöglicht.
...

Erst mal danke, dass du meine alten Beiträge gelesen hast. Wer hätte das gedacht, dass die noch jemand liest?
Ich frage mich, wo du diese „heile Welt da draußen“ siehst. Im „Erhängen“-Thread schreibst du auch so etwas. Sicher, viele Leute laufen als Strahlemann bzw. Strahlefrau durch die Gegend, aber das ist doch meist nur Fassade. Ich kann mich an niemanden erinnern, bei dem diese Fassade keine Risse bekommen hätte, sobald ich ihn bzw. sie etwas besser kennengelernt hatte; soll heißen: dass mir die Leute irgendwann mit ihren Problemen kamen... Hm, oder es liegt an mir, dass ich immer nur solche Leute näher kennenlerne...
Schönen Rest vom Tag,
Thanatos

[berlinichbins]

ich habe auch schon viele menschen kennengelernt und bei dem, was unsere "Geschichte" wozu bieten hat, ist niemand ohne Verletzungen davon gekommen, nur verarbeiten es menschen anders, der eine bekommt sich scheinbar mehr auf die reihe als der andere, wobei auch der mal schnell zusammenklappen kann.
in der klinik habe ich menschen kennengelernt, die immernoch nach außen so aussahen, als müssten sie ein zufriedenes leben haben - pustekuchen!

[EinsamerEngel]

Ich frage mich, wo du diese „heile Welt da draußen“ siehst.
Schönen Rest vom Tag,
Thanatos

Hallo Thanatos, die "heile Welt" entspringt nicht meiner eigenen Sichtweise, doch wird sie einem ja überall vorgeheuchelt und präsent gemacht. Ich denke da ähnlich wie Du, hinter einer jeden Fassade sieht es sehr oft ganz anders aus. Auf den zweiten Blick kommt das dann zum Vorschein, und auch ich kenne Leute, die alles, wirklich alles haben was der Mainstream für das perfekte Leben elementar hält. Bitter wird es dann erst für sie, wenn sie merken dass sie immer noch nicht glücklich sind und rastlos immer weiter jagen, auf der Suche nach dem ultimativen Glücklichsein.

Fazit, die "heile Welt" ist ein oberflächliches Konstrukt im Mikrokosmos Menschheit.

LG vom Engel

[berlinichbins]

ja, die konsumwelt ist das und deshalb braucht es eben alternativen. das hat dann wieder was mit Menschlichkeit zu tun und nicht mit dem, was die Wirtschaft macht. zum Glück gibts nicht nur menschen, die entdecken, dass es so nicht gehen kann und hier im dignitasforum zu finden sind(so wie ich), sondern eben auch die, die neue Ideen entwickeln, anders zu leben.
Und zum Thema Glück - das leben geht nicht nur im Glück, nirgends, selbst in der Welt, die nicht vorgaukelt. ich werde einfach immer wieder mit mir selbst konfrontiert sein. und das ist ne harte Aufgabe, wenn ich es an mir beobachte

[Thanatos]

Gerade gestern hatte ich Gelegenheit, mit zwei Menschen (ein alter Herr und eine junge Dame) zu reden, die voll der Konsumwelt verfallen sind und mir erzählten, wie schön doch das Leben sei. Sie leben beide offenbar von einer Urlaubsreise zur nächsten. Das scheint ihr Lebensinhalt zu sein.
Ich wollte ihnen zwar ihre Lebensfreude nicht verderben, konnte allerdings nicht umhin, daran zu erinnern, dass nicht jeder Mensch in solch privilegierten Umständen lebt wie sie. Das gefiel ihnen gar nicht und sie waren sehr bemüht, das Thema zu wechseln. Überdies erschien ich dem alten Herrn offenbar als Konkurrent in der Balz. Ich bemerkte bei ihm typisches Platzhirschverhalten, was mich köstlich amüsierte.
Das nur nebenbei. Zu diesen Leuten gehöre ich eben nicht, und ich bin wieder mal sehr dankbar, dass es dieses Forum gibt, wo ich Gleichgesinnte treffe, die das Leben realistischer sehen als die oben genannten Menschen.
Es grüßt,
Thanatos

[berlinichbins]

@thanatos: ich weiß nicht, ich denke, dass ist ihre reale Welt, ich hab meine und du deine. für mich ist es selbst mit finanziellen Mitteln kein leben, was ich haben möchte. von urlaub zu urlaub. wer weiß, was wäre, wenn diese menschen nicht die ganze zeit unterwegs sind. wohl dem, der noch tiefer geht als das mit dem urlaub und wohl dem, der damit in sich ein Gefühl von Zufriedenheit finden kann.
was bei den beiden vermutlich schön ist, dass sie sich dabei nicht quälen, und wiederum quält sich nicht jeder der wenig geld hat und ein anderer quält sich mit viel Schotter auf dem Konto. ich find das alles so relativ mit der kohle. Gruß zurück, berlinichbins

[Deadly Snowflake]

Irgendwie klingt das in meinen Ohren gar nicht so schlecht: Reisen, fremde Länder `konsumieren`...alleweil glücksversprechender als sich das Hirn über den (Un-)Sinn des Lebens zu zermartern. Wenn man nur nicht so verdammt festsässe in seiner Haut...

[berlinichbins]

es bringt auf jeden fall immer wieder neue Aspekte mit sich(wenn ne Offenheit dafür da ist), die bei alleindenken nicht entstehen und es ist praktisch - der mensch "tut" was.

[Thanatos]

@berlinichbins, @Deadly: Auch ich lebte als Jugendlicher und noch später......sagen wir mal, bis etwa 30.... von einer Urlaubsreise zur nächsten. Bis ich mir bewusst wurde, dass ich eigentlich nur vor etwas davonzulaufen bestrebt war, nämlich offenbar vor mir selbst. Da man sich im Urlaub aber dabei hat, kann das ja nicht klappen.
Überdies musste ich mir eingestehen, dass der Hauptgrund meiner Reiselust der war, zu Hause damit zu prahlen, wo ich war. Ich kann mich sogar sehr gut an eine Situation erinnern, als ich in Österreich auf dem Gipfel eines Dreitausenders saß, mich fragte, warum ich hier eigentlich sitze, und mich nach meiner Stammkneipe zu Hause sehnte.
Ich gönne es ja denjenigen Leuten, die im Reisen ihren Lebensinhalt sehen, aber meiner ist es eben nicht.
Es grüßt,
Thanatos