Liebste Lyrik

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mortal

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von mortal »

O Herr gib jedem seinen eignen Tod

O Herr, gib jedem seinen eignen Tod.
Das Sterben, das aus jenem Leben geht,
darin er Liebe hatte, Sinn und Not.

Rainer Maria Rilke, 15.4.1903, Viareggio
* 4. Dezember 1875 in Prag; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz;
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von Orgeluse »

Ich lese, ich wiedererkenne, wiederlese und ich freue mich.
Danke, mortal!

Und nun aber eine gute Nacht für Dich, so gut sie sein kann.

Meine Arme zu Dir,
Orgeluse
Nemotron
Beiträge: 121
Registriert: Montag 13. Dezember 2010, 20:26

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von Nemotron »

Orgeluse hat geschrieben: Und --- welche Gifteleien kommen nun wieder?
Orgeluse, kamen bisher jemals Gifteleien von mir an dich? :roll: Das da oben war Zufall und nicht auf dich gemünzt.
Und folgendes ist es auch nicht:


Wanderers Nachtlied
(Ein Gleiches)

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde,
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe, am Abend des 6. September 1780 auf dem "Kickelhahn", geschrieben an die Holzwand einer Jagdhütte,
* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar, Deutschland, vermutlich an einem Herzinfarkt;
(Ich bin so klug, ich bin so toll, ich kann gut googeln, man sieht's wohl, ♪♫♪♪♫...)
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von Orgeluse »

Dass nichts von Dir auf mich gemünzt sein solle, glaub ich Dir gern (ist aber nicht so, dessen bin ich mir in meinem Orgelusischen Hochmut bewusst).

Und dieses kurze Gedicht, das Du hier anführst,
es hat mich (vor langer Zeit, dann doch den alten) Goethe respektieren gelehrt --- in all seinem - wunderschönen noch dazu - Hintersinn:

Erst Landschaft und Haaaccchhhhh, dann:
"[...] balde
ruhest Du auch".

Das ist so kurz wie groß, diese Umschrift des Todes. Es durchschauert mich jedesmal, wenn ich es les.
Wie so manches von Benn, Rilke und andern.

Danke für diesen Text.

Orgeluse, herzlich an N. (oder wen?)
OmenN.
Beiträge: 1
Registriert: Mittwoch 23. Februar 2011, 01:52

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von OmenN. »

Er fand sich selbst nett
und auch viel zu fett.

Konnt es nicht verstehen
sie wollt nicht mit ihm gehen.

Sein Leben im ?
ging trotzdem nicht ins Gas.

Wollt ein Mädchen betören (oder wars ne Oberlehrerin?)
doch konnt er sie nur verstören.

Er war nicht sehr nett
und wohl auch zu fett...
Orgeluse
Beiträge: 864
Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von Orgeluse »

Es reimt sich vor allen Dingen auch nicht, das OmenN. [Grimpf, eben stand hier noch ein Zwischenposting von jemand Drittem, na fein!]

Und da es ja auch zeitgenössische Lyrik ohne Reim gibt: Es, das OmeN [warum denke ich da an diese Horrorfilme??? Böses Mädchen] hat keinen Sprachrhythmus.
Denn der muss bei reimloser Lyrik sein. Zum mindesten.

Hmmmm

Was tun?

Fragt Orgeluse. (Vergeben, übrigens. An einen Toten. Aber den Liebsten. Dauerhaft. Nur meine Arme, meine Freundschaft, mein Mitleiden, mein Dasein, das ist frei. Sonst nix.)
Nemotron
Beiträge: 121
Registriert: Montag 13. Dezember 2010, 20:26

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von Nemotron »

Mein Jemand

Ein Jemand scheint mich nicht zu lieben, :x
dass es ihn treibt, derart zu lügen,
bis Wände sich und Balken biegen.
Will er uns all' doch nur betrügen.

Viel Feind', viel Ehr', sag' ich da immer. :twisted:
Drum ficht' es an mich nie und nimmer,
wenn ab und zu solch garstig Schlimmer,
der Ahnung habend keinen Schimmer,

von weitem mir ans Bein pi'n möchte.
Schön wär's für ihn, wenn er es brächte!
Doch ist er darin keine Leuchte:
Die eigne Hose wird die Feuchte. :lol:

War er's mal wieder, mein Freund T.?
Mir tät' es in der Seele weh,
wenn dieser arme, kranke Mann
nicht endlich Ruhe finden kann. :mrgreen:

Da fällt mir ein, da gibt's noch einen,
ja, das könnt' sein, das will ich meinen!
Schon lange wünscht er mich zur Hölle!
Heißt er nicht zufällig Degrelle? ;)

Vielleicht ist's aber auch ein and'rer.
Vielleicht ist es der Weltenwand'rer,
den kürzlich ich zur Weißglut brachte,
weil dauernd er den Yef verlachte. :evil:

Wir werden es wohl nie erfahren,
wer's inne hat, dies feig' Gebahren.
Derjenige den Schein muss wahren,
sonst zieh ich ihn an seinen Haaren! :)

(© 2011 by N. himself 8))
mortal

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von mortal »

N.  hat geschrieben:Mein Jemand

Ein Jemand scheint mich nicht zu lieben, :x
dass es ihn treibt, derart zu lügen,
bis Wände sich und Balken biegen.
Will er uns all' doch nur betrügen.

Viel Feind', viel Ehr', sag' ich da immer. :twisted:
Drum ficht' es an mich nie und nimmer,
wenn ab und zu solch garstig Schlimmer,
der Ahnung habend keinen Schimmer,

von weitem mir ans Bein pi'n möchte.
Schön wär's für ihn, wenn er es brächte!
Doch ist er darin keine Leuchte:
Die eigne Hose wird die Feuchte. :lol:

War er's mal wieder, mein Freund T.?
Mir tät' es in der Seele weh,
wenn dieser arme, kranke Mann
nicht endlich Ruhe finden kann. :mrgreen:

Da fällt mir ein, da gibt's noch einen,
ja, das könnt' sein, das will ich meinen!
Schon lange wünscht er mich zur Hölle!
Heißt er nicht zufällig Degrelle? ;)

Vielleicht ist's aber auch ein and'rer.
Vielleicht ist es der Weltenwand'rer,
den kürzlich ich zur Weißglut brachte,
weil dauernd er den Yef verlachte. :evil:

Wir werden es wohl nie erfahren,
wer's inne hat, dies feig' Gebahren.
Derjenige den Schein muss wahren,
sonst zieh ich ihn an seinen Haaren! :)

(© 2011 by N. himself 8))
Tätä Tätä Tätä....wolle mer ihn reilasse?
george
Beiträge: 8
Registriert: Mittwoch 23. Februar 2011, 12:44

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von george »

ich find lyrik allgemein unzulässiges Wort, damit verwischt man nur die wahrheit..
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Liebste Lyrik

Beitrag von Seelenschmerz »

Das Eisenbahngleichnis

Wir sitzen alle im gleichen Zug
Und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.

Ein Nachbar schläft. Ein andrer klagt.
Der dritte redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.

Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
Und lächelt vor sich hin.

Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.

Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
Am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, jagt durch die Zeit.
Und niemand weiß, warum.

Die 1. Klasse ist fast leer.
Ein dicker Mensch sitzt stolz
Im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.

Wir reisen alle im gleichen Zug
Zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug.
Und viele im falschen Coupé.

Erich Kästner, 1932
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