Den Tod über-leben

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Orgeluse
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Den Tod über-leben

Beitrag von Orgeluse »

Dies hier an alle, die eine (oder mehrere) laut allen Quellen "letale Methode" allen Quellen zum Trotz überlebt haben,
an all die hier also, die - obwohl sie hätten definitiv tot sein müssen - weiterleben.

Ich renn manchmal in meiner Schädelkalotte herum wie der Hamster im Rad. Hab sowas "überlebt", zweimal (die andern Male warn was andres). Und zunehmend greift mich das. Um und an. Greift mich das.
Und, verdammte unzulässiges Wort, ich frag ja gar nicht mehr: Warum (doch: tu ich auch, ich unzulässiges Wort!), ich frag hier jetzt einfach: Wie geht Ihr damit um?
Ihr, die Ihr tot ward, eigentlich, und es sein wolltet. Wie lässt sich damit leben?

Das ist doch alles nur noch lächerlich.

Lacht Orgeluse (mit Jean Pauls Giannozzo)
mortal

Re: Den Tod über-leben

Beitrag von mortal »

Orgeluse hat geschrieben:Dies hier an alle, die eine (oder mehrere) laut allen Quellen "letale Methode" allen Quellen zum Trotz überlebt haben,
an all die hier also, die - obwohl sie hätten definitiv tot sein müssen - weiterleben.

Ich renn manchmal in meiner Schädelkalotte herum wie der Hamster im Rad. Hab sowas "überlebt", zweimal (die andern Male warn was andres). Und zunehmend greift mich das. Um und an. Greift mich das.
Und, verdammte unzulässiges Wort, ich frag ja gar nicht mehr: Warum (doch: tu ich auch, ich unzulässiges Wort!), ich frag hier jetzt einfach: Wie geht Ihr damit um?
Ihr, die Ihr tot ward, eigentlich, und es sein wolltet. Wie lässt sich damit leben?

Das ist doch alles nur noch lächerlich.

Lacht Orgeluse (mit Jean Pauls Giannozzo)

Vor genau 35 Jahren habe ich es versucht. Ich konnte den Tod meiner Frau nicht überwinden. Ich nahm eine "Überdosis" Schlaftabletten. Ich wurde bewusstlos.
Ich wachte auf.
Nun wird es etwas Eigen:

Mit dem erwachsen war ich "erfüllt" von einer inneren Helligkeit. In mir war alles Licht.
Im gleichen Moment, noch ganz im Trance der Tabletten, noch unklar im Kopf, verwaschen, verschwommen, im gleichen Moment also da ich aufwachte, gleichsam mit der Helligkeit, schoß mir ein Impuls durch den Kopf.
"Du lebst noch. Wenn du wirklich tot sein wolltest, wärst du tot".
Identisch mit diesem Impuls schoß mir ein zweiter Impuls durch den Kopf:
"Was willst du eigentlich?"
Und genauso identisch kam übergangslos der dritte Impuls:
"Leben. Gut leben. Meine Gefühle leben".

Der ganze Vorgang dauerte den Bruchteil einer Sekunde, eben, ein Impuls.

Dieser Impuls gab mir unendlich Kraft und ich fing nach 3 Jahren Trauer an um mich zu kämpfen.

Ich bin kein Esoteriker wie einige mittlerweile wissen dürften. Aber für mich war damals Licht und Leben und Liebe Identisch.
Diese innere Helligkeit "spürte" ich noch etwa 10 bis 12 Jahre in mir. Dann gab es ein sehr - wie soll ich sagen? Faszinierendes Erleben.
Das schreibe ich dir auf gewohntem Weg, das wäre nichts für hier.

Man mag es mir glauben oder bezweifeln. Es war eine höchst individuelle Erfahrung die mich auf den Weg des Lebens gebracht hatte.Heute ist es nicht mehr. Nach meinem ersten Infarkt war nur noch Düsternis in mir.
SSchluSS2
Beiträge: 459
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Re: Den Tod über-leben

Beitrag von SSchluSS2 »

.
Zuletzt geändert von SSchluSS2 am Montag 21. März 2011, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.
Orgeluse
Beiträge: 864
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Re: Den Tod über-leben

Beitrag von Orgeluse »

Großergott, SSchluss2,

das ist eine grauenvolle Erfahrung, die da hinter Dir liegt! (Und ihre Konsequenzen in solchem Ausmaß bis heute spüren zu müssen, ist ebenfalls grausam. Besteht die Aussicht, dass Du das Tracheostoma wieder loswirst?) Bin ziemlich sprachlos ...

Warum sind Deine Freunde wieder "weg"?

Einen lieben Gruß an Dich
Orgeluse
Neverendingwar

Re: Den Tod über-leben

Beitrag von Neverendingwar »

Ich hatte eine letale Dosis Truxal genommen (auf Ratschlag von meiner Hausärztin, die Verständnis für Suizid hat - und ich glaube sie würde offen helfen, wenn sie dafür nicht angeklagt werden würde von wegen ärztliche Ethik verletzt)

Ab 2500mg ist Truxal tödlich. Ich hatte 3600mg genommen.
Wurde gefunden, kam dann auf die Intensivstation..

Gruß,

Neverendingwar
morrigu

Re: Den Tod über-leben

Beitrag von morrigu »

Ich habs mal vor über 20 Jahren mit Heroin versucht, hätte eigentlich klappen müssen, ich war immerhin mehrere Stunden weg, hatte mir den Kopf gestossen und kam orientierungslos noch mit Spritze im Arm zu mir.
Danach gings mir so ähnlich wie mortal- ich war total glücklich und mußte das mitteilen. Dabei konnte ich gar nicht verstehen, warum sich andere wie beispielsweise meine Eltern nicht freuten über meinen überstandenen Suizidversuch. Ich glaube das waren Endorphine und andere glücklichmachende Hormone, die kurz vorm Tod ausgeschüttet werden. Das hat fast 2 Tage angehalten und mich zwar froh aber auch ein bißchen dümmlich-naiv gemacht (sonst hätte ich ja nicht meine Eltern und andere angerufen, um sie an meinem Glück teilhaben zu lassen).
Halte ich an sich für eine gute Methode, wenns mit der Beschaffung nicht so schwierig wäre- der Reinheitsgrad ist extrem gesunken und hier nehmen sie sowieso alle crack.Aber damals sind viele Leute dran gestorben, zumeist unbeabsichtigt- ich wiederum wollte damit aus dem Leben scheiden und schaffte es nicht.
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