RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

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Seelenschmerz
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RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Seelenschmerz »

Gestern bei "Extra - Das Magazin" wurde über einen manisch-depressiven Schweizer (André Rieder) berichtet, der mit Hilfe von EXIT seinen Tod geplant und vollzogen hat.

Das wurde ursprünglich vom Schweizer Fernsehen produziert und ausgestrahlt.

Das hat mich doch irgendwo berührt, diese Tabubrüche, Sterbehilfe bei psychischer Krankheit, die letzten Tage des Mannes im TV zeigen... Und der Betreffende war die ganze Zeit bis zu seinem geplanten Tod ganz cool und hat bis zum letzten Tag am Leben teilgenommen, als handelte es sich nur um eine Urlaubsreise oder so was...Brrr.
malkiecken28
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von malkiecken28 »

Wieso Brr?

Bei Menschen die Freunde haben oder Familie, ist es doch schön dass Sie bis zur letzten Minute bei einem sind.Und es auch akzeptieren,oder?
Deutschland könnte sich mal eine ganz dicke Scheibe von der Schweiz abschneiden.
Seelenschmerz
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Seelenschmerz »

Auf Youtube kann man sich jedenfalls die ganze Doku in vier Teilen ansehen (Tod nach Plan - Sterbehilfe).

Nein, ich hab in diesem Fall absolut nix dran auszusetzen, dass der Mann seine Ruhe gefunden hat.
Kommt nur so krass rüber die Doku, weil sein Leiden irgendwie gar nicht spürbar wird, aber natürlich durchaus vorhanden ist.
Vielleicht ähnlich wie bei mir.
Erloesung
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Erloesung »

naja ich denke das mit der u-haft hat ihn den rest gegeben. wenn er jetzt noch einmal einen fehler gemacht hätte, wär er in die forensiche psychiatrie gekommen und dort hätte er sich sicher nicht so menschlich umbringen können wie in freiheit. von daher, nachvollziehbar.
mortal

Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von mortal »

Der vierte Teil auf Youtube ist leider ganz ohne Ton. Ich habe mir alles angesehen.
Delfino
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Delfino »

Man kann den ganzen Film auch online gratis auf dem Videoportal des Schweizer Fernsehens anschauen (ohne Unterbruch).
Leider sind nur die Kommentare des Sprechers auf Hochdeutsch, sämtliche Dialoge der Protagonisten sind auf Schweizerdeutsch, was eventuell für manche etwas schwierig zu verstehen ist.

Hier mal der Link:

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=4 ... 17fad3b56d
Stefan
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Stefan »

Seelenschmerz hat geschrieben:Kommt nur so krass rüber die Doku, weil sein Leiden irgendwie gar nicht spürbar wird
Das mag daran liegen, dass der Mann eine bipolare Störung hatte (früher: "manisch-depressiv"). Das Seelenleben und das Leid solcher Menschen kann man sich als Aussenstehender einfach nicht vorstellen. Ich habe einige von denen in der Klapsmühle kennen gelernt, und selbst als selbst "normal" Depressiver war mir ein Rätsel, wie solche Leute "ticken".

Bei denen wechseln sich halt völlig normale Phasen ab mit depressiven und manischen. "Manisch" heisst dabei nicht, dass sie mal irgendwie gut drauf sind. Sondern das ist oft an der Grenze zum Größenwahnsinn. Menschen mit chronisch schwerer bipolarer Störung sind normalerweise nicht zufällig entmündigt (heute: "betreut"), weil sie keine Kreditkarte und Vollmacht über ihr Konto in die Hand kriegen dürfen. Sonst besteht die akute Gefahr, dass sie sich in einer manischen Phase mit einer "genialen" Geschäftsidee auf Jahrzehnte finanziell ruinieren. Die merken das nicht mehr, weil ihnen jeder vernünftige Maßstab dann fremd ist.

Richtig übel wird es, wenn sich die Bipole Genie und Wahnsinn (Suizidalität) im "rapid cycling" befinden. Dann kann sich das im Viertelstundentaklt abwechseln, und jeder, der dabei ist, wird von dieser Gewalt widersprüchlicher Emotionen einfach hinweg gespült. Das ist schon beim Zugucken kaum auszuhalten.

Und Hr. Reider kannte, wenn ich das richtig gelesen habe, dieses "Spiel" schon seit Jahrzehnten, mit immer neuen und nutzlosen stationären Psychiatrie-Aufenthalten. Und es ist leider so, dass es für diese Krankheit bis heute keine Heilung gibt, nicht mal eine dauerhafte medikamentöse Lösung, die das Gefühlsleben des Patienten nicht in eine lebende Leiche verwandelt. Wer will ihm verdenken, dass er mit der Aussicht auf noch mal 20-30 stationärer Psychiatrie ohne Aussicht auf Genesung seinen Weg gewählt hat.

Dass er in dem Beitrag "cool" und "vernünftig" rüber kam, ist völlig klar. Denn in einer akut manischen oder depressiven Phase hätte er das gar nicht getan bzw. nicht so handeln können.

Viele Grüße,
Stefan
Seelenschmerz
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Seelenschmerz »

Ja, ich weiß. Deine Einschätzung scheint mir sehr richtig zu sein.
Diese Krankheit wird deshalb auch, soviel ich weiß, bei den Psychosen eingeordnet, im Gegensatz zur Depression.
Der Realitäts- und Kontrollverlust bei einem manischen Schub kann schon extrem sein.
Rasiel
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Rasiel »

Also ich finde das ist ein ganz toller Beitrag !
Die Schweiz hat viel öfter solche wertvolle Kurzfilme wie Deutschland, sie befassen sich mehr mit diesem oftmals Tabuthema.
soistes
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von soistes »

Ich kann mir auch vorstellen, das Gute auch ein Stück weit erleichtert war. Er wusste ja, das es bald vorbei ist, das sein leiden endlich ein Ende finden wird. Vielleicht wirkt er deshalb auch ein wenig erleichtert/- lässig, wer weiss.
Manuela Maria
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Registriert: Montag 28. Januar 2008, 10:14

Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Manuela Maria »

Hallo ihr Lieben!

Diesen Beitrag habe ich auch gesehen, fand ihn sehr interessant aber auch irgendwie hat er mich dann nicht mehr schlafen lassen.
Er fesselt mit bis heute.

Seelenschmerz, finde es gut dass du dies aufgegriffen hast!

Das er so cool war fand ich sehr gut, ich habe ihn dafür irgendwie bewundert.
Aber es ist augenscheinlich das er von dieser Erkrankung gezeichnet war.
In einem akuten Schub hätte er dies auch nicht geschafft, aber schwere Depressionen können auch zur Gefühlsarmut führen.
Sie sind abgestellt, so kam es mir bei ihm vor. Zumindest sich selbst gegenüber.

Depressionen sind begleitet von Autoaggressionen – Aggression gegen sich selbst.
Diese Form von „Aggression“ ist eine ganz leise und im Unterbewussten tätige Selbst- Boykott.
Was mich dann allerdings doch sehr geschockt hatte, das es doch 8 Stunden gedauert hat bis sein Herz aufgehört hat zu schlagen,
trotz dieser hohen Dosis, die er wohl bekommen hat.
Dies macht mir zu denken, denn wenn man so einen Suizid alleine macht muss und will sollte es schnell gehen.
Hätte keine Lust dann irgendwann wieder aufzuwachen und…
Also kombiniere ich lieber Zwei Methoden – Gift, was ich schon habe und Helium, das müsste dann doch hinhauen!?

Bei mir ist es allerdings noch nicht oder auch nie so weit, nur möchte ich für den Fall der Fälle, wenn sich mein Gesundheitszustand noch mehr verschlechtern sollte, wissen dass ich gehen kann und es auch klappt.

Was diesen Menschen angeht, aus der Schweiz, ihm wünsche ich alles Gute dort wo er jetzt ist.

Uns wünsche ich, dass die psychischen Erkrankungen endlich einmal die Anerkennung bekommen wie die körperlichen.

Es wird Zeit finde ich!

Vor allem wünsche ich uns das wir einen Weg finden und nicht gehen müssen und falls nicht, dass es schnell und unkompliziert geht.

Liebe Grüße

Manuela Maria

PS: @Delfino (was für ein schöner Nick) Danke für den Link, so kann ich es mir noch einmal in Ruhe ansehen!
Seelenschmerz
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Re: RTL Doku: Sterbehilfe für psychisch Kranken

Beitrag von Seelenschmerz »

Wenn ich so einige Kommentare zu dieser Doku im Internet lese... "Der hat was an der Murmel"... "Das sollte verboten werden"...

Das strotzt nur so vor Ignoranz, Dummheit und Selbstgerechtigkeit.

Ich bin selber psychisch krank. Bei Suizidwünschen empören sich alle. Aber ansonsten wird man einfach ausgemustert und weitgehend seinem Schicksal überlassen. Therapien sind limitiert. Betreutes Wohnen muss man selbst bezahlen. Es gibt keinen zweiten Arbeitsmarkt außer unwürdige Werkstätten. Nur mit Medikamenten ist man natürlich freizügig wegen der Pharmalobby.
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