Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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fly
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Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

Hallo,
ich werde mich am 05. Dezember selbst töten. Ich bin erst 16 und weiß, dass mein Suizid meine Familie, vor allem meine Eltern, sehr fassungslos und traurig machen wird. Deshalb möchte ich wissen, ob ihr mir Tipps geben könnt, wie ich ihnen helfen kann, das besser zu verkraften. Ich werde einen Brief schreiben, in dem ich versuche, meine Beweggründe zu erklären, damit sie sich nicht schuldig fühlen. Um ihnen alles leichter zu machen, werde ich alles aufräumen und wegwerfen, was nach meinem Tod nicht mehr benötigt wird und nichts wert ist. Ich werde auch darauf achten, dass jemand Fremdes mich findet und dass ich nicht entstellt bin et cetera. Dann habe ich auch überlegt, Adressen für irgendwelche Hilfegruppen oder wie das auch immer heißt, rauszusuchen... ich will aber nicht makaber klingen. Wisst ihr noch etwas?
Ich bin für jeden Vorschlag dankbar, nur bitte versucht nicht, mir ins Gewissen zu reden, ich weiß schon, was ich tue.

Lieben Gruß,
fly
fly
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

Ja, ich weiß, dass es nicht einfach für sie wird und das tut mir auch sehr leid. Aber so ist es eben und mehr als es ihnen möglichst leicht zu machen, kann und will ich dann einfach nicht tun. (Denn das würde heißen, ich mache weiter wie immer.)

Den 5. Dezember habe ich mir ausgesucht, weil es ein Sonntag ist und ich Sonntage schrecklich einsam finde, dann noch, weil ich diesen ganzen Nikolaus- und Weihnachtsrummel, dieses ganze falsche Getue nicht noch ein Jahr ertragen möchte und weil ein Sonntag einfach günstig ist, um es durchzuführen.

Vielleicht hassen mich ja meine Eltern und Geschwister für das, was ich ihnen antue. Das wäre mir lieber als Trauer...
fly
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

"Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich." [Franz Kafka]

Ich fühle mich einsam und weiß, dass das nicht weggehen wird, deshalb.
fly
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

Das ist nur mein Lieblingszitat, und es lässt einen die Einsamkeit so gut verstehen.

Über mich gibt's nichts groß zu erzählen. Ich bin Schülerin und dieses Jahr in die 11. Klasse gekommen.
Ich hatte früher Hobbies und Freunde, dann habe ich irgendwann erkannt, dass man alleine ist. Ich weiß auch nicht, warum ich seitdem nichts mehr an mich heranlassen konnte... Ich habe immer versucht, dem Leben eine Bedeutung zu geben, ich habe alles gemacht dafür. Ich habe versucht, irgendwie glücklich zu sein, etwas zu erreichen, worauf ich stolz bin, Menschen zu finden, die ich liebe und die mich lieben. Ich habe versucht, der Einsamkeit und der Zeit zu entkommen. Ich habe mir sogar die Arme aufgeschnitten, weil ich dachte, wie kann das Leben so unwichtig sein, wenn es so weh tut? Alle denken, ich wäre psychisch krank. Eine Zeit lang habe ich das auch gedacht und versucht, mich zu ändern, ich habe Therapien gemacht, war in Kliniken... Aber dann habe ich erkannt, dass ich die Einzige bin, die die Dimensionen versteht, wir sind unbedeutend und einsam, Glück ist die Betäubung des Unglücks. Ich weiß, dass die Einsamkeit enden wird, aber erst, wenn auch ich ende, denn wir Menschen sind an unsere Schranken gebunden. Seit ich meine entgültige Entscheidung getroffen habe, geht es mir gut, es fällt mir nur sehr schwer, meine Familie loszulassen. Ich freue mich, dass bald alles zu Ende ist. Ich schäme mich nicht mehr für diesen Post, es ist mir gradezu egal, was von mir gedacht wird. Ich habe gute Laune und bin entspannt!, das ist schon seltsam. Es ist schön, das alles aufzuschreiben.
fly
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

Ich rede eigentlich mit niemandem über so etwas. Ich wäre froh, wenn ich nicht über diese Grenzen unseres menschlichen Daseins nachdenken müsste. Ich möchte da keinen mit reinziehen, der vorher dachte, glücklich zu sein. Außerdem versteht das eigentlich eh keiner. Die Menschen würden doch bloß versuchen, doch einen Sinn zu finden, eine Begründung, warum wir nicht einsam sind, ist ja auch verständlich. Außerdem brauche ich niemanden, der mich abhält. Mein Suizidwunsch ist nicht emotional und spontan, sondern lange überlegt. Ich habe nicht einmal mehr Angst - das heißt, ein bisschen schon, aber die werde ich wohl nicht überwinden.

Manchmal bin ich sehr traurig über diese Entscheidung, aber sie steht.
fly
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

Mich kann eh nichts mehr nerven. =)
Kann sein, dass es eine Phase ist, dass ich so entschlossen bin, in der stecke ich dann allerdings seit 2007 irgendwie fest. Aber das unsere Welt so ist, wie sie ist, steht nun mal fest. Dass wir niemals dieser Einsamkeit und der Sinnlosigkeit entkommen werden, steht auch fest. Eine Zeit lang ist es mir gelungen, dieses Egal-Gefühl zu betäuben, da wollte ich Ärztin werden, Kinderärztin. Die Vorstellung war ganz schön. Aber dann war ich wieder klar und ich werde nicht warten, bis ich vielleicht so verblendet bin, dass ich auch ohne einen Sinn leben möchte. Ich kann es mir auch einfach gar nicht vorstellen, jetzt noch weiterzumachen, ich bin fertig. Ich habe sogar geweint, als mir klargeworden ist, dass ich es durchziehen werde, aber der 5. Dezember wird kein normaler Tag werden, auch wenn ich es irgendwie bereue. Es ist besser so und geht auch gar nicht anders. Ich wäre vollkommen planlos, hilflos, ich habe niemanden, wirklich niemanden.
fly
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von fly »

Ich brauche keine Therapie, ich brauche eine andere Welt.
Das ist das Problem.

Tja, wie schon gesagt: Mir bleibt keine andere Möglichkeit.
Scotti
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von Scotti »

Man sollte meinen, mit sweet 16 hat man alles noch vor sich... *kopp kratz*
Offensichtlich wird aber bei deinen Schilderungen Fly, dass du absolut KEINEN Weg mehr siehst, dich aus deiner gefühlten Einsamkeit zu befreien,
was ich persönlich sehr schade und erschütternd finde.
Schlimm genug, wenn Menschen mit 30-40-50 sowas tun müssen, weil sie keine Wahl haben, warum auch immer, aber in deinem alter, möcht fast sagen, erst gestern den Pampers entwachsen :D
trifft es mich umso mehr, weil ich für MICH glaube, dass immer was geht in deinem Alter.
Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, ich akzeptiere und respektiere deine Entscheidung, allein schon dein Satz " ich brauch keine Therapie, ich brauch eine andere Welt!" zeigt mir, dass
du dich unbewusst damit auseinandersetzt, was nach dem Tod auf dich wartet und das ist es eben.. ein anderes Leben, eine andere Welt....

Warum dir keine andere Wahl bleibt, ist mir allerdings leider noch verschlossen... möchtest du evtl. dazu noch was sagen, warum es so kategorisch ausgeschlossen ist, dass dein Leben über den 05.12 hinaus besteht?
Balduin
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von Balduin »

fly, zwei Gedanken zu Suizid unter Teenagern (auch aufgrund von mehr als einem Fall in meinem weiteren sozialen Umfeld):

Zum einen ist es einfach so, dass Wahrnehmungen, Perspektiven und Problemkonstellationen von Heranwachsenden in einer Weise bewertet oder gewichtet werden, die für Ältere sehr schwer oder gar nicht nachvollziehbar sind. Will heißen: Viele Schwierigkeiten in deiner Altersgruppe würde man als Erwachsener als doch irgendwie lösbar bewerten.

Dann der Gedanke, dass es für Eltern extrem belastend sein muss, wenn sich ein Kind - kaum dass es nicht mehr Kind ist, sondern "heranreift" und eigene Entscheidungen treffen kann - zur Selbsttötung entschließt.

Denke gut darüber nach. Es könnte auch eine "Strategie" sein, erst einmal das Abi und eine Berufsausbildung zu machen und dann zu schauen, wohin der Lebensweg geht.
Nachtaktiva

Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von Nachtaktiva »

fly hat geschrieben:Ich brauche keine Therapie, ich brauche eine andere Welt.
Das ist das Problem.

Tja, wie schon gesagt: Mir bleibt keine andere Möglichkeit.
Schon mal auf den Gedanken gekommen das es dennoch Möglichkeiten gibt sich aktiv an der Schaffung dieser zu beteiligen?

Ist natürlich anstrengend....
aber wenn du sagst du bist 16 und hast keine körperliche Krankheit- sei mir nicht böse wenn ich dir erst einmal NICHT glaube das du diese kraft nicht irgendwo hast, ich war nämlich auch mal 16 und pyschich gestört ;) und deshalb denke ich das es dein gefühl ist, und das respektiere ich versteh mich nicht falsch.

du sagst deine entscheidung wär nicht spontan und emotional, doch deine überlegungen triefen nahezu voller emotionen, auch wenn du den anschein erwogener schlußfolgerungen zu erwecken versuchst, kommt man nicht umhin dies zu sehen.

und du bist weder die einzige der/die mit 16 kafka gelesen hat noch die einzige die die dimension der grundlegenden sinnlosigkeit erlebt- soweit wir (Menschen) diese Welt verstehen ;)
Balduin
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von Balduin »

fly hat geschrieben:Hallo, ich werde mich am 05. Dezember selbst töten.
fly, bist du noch unter uns?
ConanEdogawa
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von ConanEdogawa »

Ich glaube nicht das er antworten wird , letztes anmeldedatum: 27. Oktober.
Entweder hat er sich fürs Leben entschieden und meldet sich deswegen nicht mehr oder er ist weg
Scotti
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Re: Wie Angehörigen helfen, den Suizid zu verkraften?

Beitrag von Scotti »

Ich denke mal entweder gegangen, oder erwischt worden...
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