Mein Opa möchte sterben

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Plato
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Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Plato »

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Thanatos
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Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Thanatos »

Stefan hat geschrieben:
Balduin hat geschrieben:Es gibt auch Sterbehospize
Da in D aber bitte frühzeitig "auf Verdacht" anmelden - die haben oft Monate lange Wartelisten. Wenn man dann "dran ist" und den Platz nicht wahrnimmt, weil man inzwischen schon tot ist - macht nichts. Aber ohne Voranmeldung wird das auf die Schnelle kaum gehen.

Viele Grüße,
Stefan
Längere Wartezeiten sind möglich, aber nicht überall die Regel. Bei meinen bisherigen Erfahrungen mit Hospizen ging das oft in wenigen Tagen, nachdem sich die Betroffenen bzw. deren Angehörige dazu durchgerungen hatten.
Beste Grüße,
Thanatos
Thanatos
Beiträge: 1580
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Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Thanatos »

Rasiel hat geschrieben:Hallo Stefan,

ich bin seit zig Jahren Sterbebegleiterin und habe diese Todesart schon oft miterlebt, sie ist keinesweg schlimm.
Für einen gesunden Menschen, der noch Kraft hat ist dies mit Sicherheit die falsche Art zu sterben, nicht aber für einen Schwerstkranken.
Wichtig ist das die Lippen befeuchtet werden.
Überleg mal, wie oft kommt es vor, das der schwerkranke Patient nichts mehr zu sich nehmen will, ohne zu leiden, leider werden in Kliniken
sofort Infusionen gegeben, das Gefühl von Hunger und Durst ist aber nicht mehr vorhanden.
Erleichternt ist eine gut eingestellte Morphingabe eventuell über einen Shunt mit Pumpe.
Ich habe mir das auch immer schrecklich vorgestellt, aber wir von der ambulanten Hospizgruppe akzeptieren grundsätzlich die Verweigerung von Nahrung
und Flüßigkeit, der Tod tritt schnell und ohne Qual ein.
Ich kann dir voll zustimmen, "Kollegin".
Überdies: Rein logisch gesehen, kann ein Schwerstkranker, der nichts mehr zu sich nehmen möchte, gar nicht "verhungern" (auch wenn man es dennoch so bezeichnet), weil er eben gar keinen Hunger mehr hat.
Das kennt doch sicher jeder, der mal schwer erkältet war, dass man schon dabei keinen Hunger verspürt, dass einem bei dem Gedanken an Essen eher schlecht wird. Dadurch lässt sich leicht erahnen, dass ein Schwerstkranker wohl kaum darunter leidet, wenn er nichts isst.
Beste Grüße,
Thanatos
Stefan
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Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Stefan »

Hallo,

Wartezeiten: meine Frau wollte (falls Hospiz unumgehbar) in das der anthroposophischen Klinik in der Nähe. Da waren die Wartezeiten lang; dort kamen Menschen aus ganz D hin. Kann sich natürlich immer ändern, weiss ja niemand, wie schnell die Leute dort sterben / wie lange sie bleiben. Ein stationäres Hospiz gibt es hier in der Landeshauptstadt (immerhin > 150.000 EW) leider nicht, das Angebot ist mau. Nur der ambulante Hospizdienst ist sehr rührig.

Dass Verhungern nicht Hungergefühl heisst, weiss ich. Meine Frau hat auch die parenterale Ernährung abgesetzt, weil sie die schlichtweg nicht vertragen hat (andauerndes Erbrechen). Dehydrieren wollte sie aber nicht, den Tropf mit Ringerlösung gab es also noch. Sie war Krankenschwester von Beruf, und ich meine, sie hat sich dabei was gedacht.

Aber wenn ihr aus Erfahrung sagt, mit Lippen befeuchten u.ä. ist das nicht qualvoll, glaube ich das natürlich. Heisst aber wohl, dass auch da jemand assisiteren / begleiten muss / sollte? Und, IIRC, auch ohne Nahrungsaufnahme muss der Darm arbeiten und produziert auch noch ein bischen was. Also alle paar Tage Klistier, d.h. Pflegekraft muss verfügbar sein.

(Ich meine nur: nicht dass jemand denkt, er hungert sich mal eben im Alleingang zu Tode. Trifft auf den Opa im thread nicht zu, klar. Aber nicht, dass das jemand missversteht.)

Viele Grüße,
Stefan
Stefan
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Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Stefan »

toteWurzel hat geschrieben:Ja treffend gesagt, dass ein leidendes Tier eingeschläfert wird, dafür hat jeder Verständnis. Tut man es nicht, wird man sogar als Tierqäuler beschimpft.
Naja. Mal abgesehen davon, dass das so nicht stimmt (junge Kampfhunde mit Haltungsverbot z.B. werden keineswegs eingeschläfert, sondern die nächsten 15 Jahre lang bis zu ihrem natürlich Tod in geheimen staatlichen Tierunterbringungsanstalten isoliert im Zwinger gehalten), und dass kein Tier selbst sagen kann, ob / wie stasrk es leidet, sondern das immer der Mensch macht - und es da in der Praxis extreme Unterschiede bei der Beurteilung gibt...

Isaac Asimov hat das mal sehr schön formuliert, wer das Zitat aus Final Exit (oder Peaceful Pill?) nicht kennt:

No decent human being would allow an animal to suffer without putting it out of its misery. It is only to human beings that human beings are so cruel as to allow them to live on in pain, in hopelessness, in living death, without moving a muscle to help them.

Viele Grüße,
Stefan
Stefan
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Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Stefan »

Hallo Layla,
Layla hat geschrieben:Ich fänds die schlimmere Strafe, wenn einem das eigene Gewissen ein Leben lang Vorhaltungen machen würde weil man zugesehen hat wie jemand elendig krepieren musste und nichts getan hat.
Ich auch. Meine Frau ist Zuhause an Krebs gestorben. Wir wussten, dass es passieren wird. Aber natürlich nicht wann. Sie wollte keinesfalls als Dauerpflegefall enden und hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich sie töten werde, wenn sie das will. Das war zum Glück nicht nötig. Aber ich war vorbereitet und hätte es getan, keine Frage.

Nur: bei anderen meldet sich das Gewissen vielleicht lauter, wenn sie jemanden töten. Und die Angst vor Strafverfolgung, die sehr berechtigt ist. Wenn man jemanden diesen "letzten Liebesdienst" erweist, ist man damit völlig allein. Man darf mit absolut niemandem darüber reden, dem man nicht zu 200% vertraut. Zumindest vorsichtshalber nicht, bevor der Leichnam eingeäschert ist.

Mit dieser Last muss man auch leben können. Wer sich wofür entscheidet, wird immer eine individuelle Frage sein. Und weil die so verdammt schwierig ist, gucken die meisten Leute lieber weg und überlassen das Thema den "Experten" :cry:

Viele Grüße,
Stefan
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Mein Opa möchte sterben

Beitrag von Rasiel »

Stefan hat geschrieben:Hallo,

Wartezeiten: meine Frau wollte (falls Hospiz unumgehbar) in das der anthroposophischen Klinik in der Nähe. Da waren die Wartezeiten lang; dort kamen Menschen aus ganz D hin. Kann sich natürlich immer ändern, weiss ja niemand, wie schnell die Leute dort sterben / wie lange sie bleiben. Ein stationäres Hospiz gibt es hier in der Landeshauptstadt (immerhin > 150.000 EW) leider nicht, das Angebot ist mau. Nur der ambulante Hospizdienst ist sehr rührig.

Dass Verhungern nicht Hungergefühl heisst, weiss ich. Meine Frau hat auch die parenterale Ernährung abgesetzt, weil sie die schlichtweg nicht vertragen hat (andauerndes Erbrechen). Dehydrieren wollte sie aber nicht, den Tropf mit Ringerlösung gab es also noch. Sie war Krankenschwester von Beruf, und ich meine, sie hat sich dabei was gedacht.

Aber wenn ihr aus Erfahrung sagt, mit Lippen befeuchten u.ä. ist das nicht qualvoll, glaube ich das natürlich. Heisst aber wohl, dass auch da jemand assisiteren / begleiten muss / sollte? Und, IIRC, auch ohne Nahrungsaufnahme muss der Darm arbeiten und produziert auch noch ein bischen was. Also alle paar Tage Klistier, d.h. Pflegekraft muss verfügbar sein.

(Ich meine nur: nicht dass jemand denkt, er hungert sich mal eben im Alleingang zu Tode. Trifft auf den Opa im thread nicht zu, klar. Aber nicht, dass das jemand missversteht.)

Viele Grüße,
Stefan
Hallo Stefan,

ich denke das ein Schwerstkranker immer Pflege braucht, aber nicht unbedingt Fachkräfte.
Das der Darm noch arbeitet heißt nicht das der Patient ein Klisier braucht, es sei denn, eine Darmlähmung wäre vorhanden, was eher selten ist.
Die Ausscheidungen funktionieren normal.
Ich habe meine Mutter gepflegt sie hatte auch Krebs.
Bei ihr war es so, das sie von sich aus nichts mehr gegessen hat, bedingt durch das Morphin hat sie die meiste Zeit geschlafen.
Trinken mussten wir ihr einflößen, Durst hatte sie nicht.
Natürlich war bei ihr ganz klar der Wunsch zum sterben da.
Wir habe ihr dann nur noch die Lippen befeuchtet, weil sie nicht trinken wollte, unser Arzt hat uns gefragt ob er ihr Infusionen legen soll, hat uns aber gleichzeitig davon abgeraten.
Der Sterbeprozeß hätte sich nur verlängert und somit auch ihre Schmerzen.
Wir haben sie nur noch mit Morphin versorgt und auch das Insulin nicht mehr gespritzt weil sie ja keine Nahrung mehr zu sich nahm, die Gefahr einer Unterzuckerung wollten wir vermeiden.
Das ganze hat 3 Tage gedauert dann schlief sie friedlich ein.
Zu keiner Zeit wollte sie Essen oder Trinken, da sie zwischenzeitlich immer bei Bewußtsein war hätte sie sich äussern können.

Meiner Meinung nach war das keine Sterbehilfe sondern ein ganz natürlicher Vorgang.
Gesperrt