Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Praktische Erlebnisberichte und Hilfestellungen aus der Foren-Community; erfolgreiche und gescheiterte Therapien; Erfahrungen mit Psychotherapien und Therapeuten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Black2Light
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Black2Light »

Mir geht’s gerade wirklich richtig bescheiden.. Ich hab mich nun Jahre lang davor gesträubt überhaupt zu irgend einem Psychiater oder Psychologen zu gehen, habe das grundlegend abgelehnt (nach meinen ersten Erfahrungen und den vielen Horrorgeschichten die ich gelesen habe). Aber nun kann ich gerade wirklich nicht mehr und hab das Gefühl, dass ich es alleine nicht über die Weihnachtszeit schaffe.

Hat jemand eine konkrete Empfehlung wo ich hingehen kann?

Da ich berufstätig bin, bräuchte ich eine Krankschreibung. Allerdings habe ich ab nächste Woche Urlaub, also würde mir vielleicht auch eine Klinik helfen, in der ich nur meine freien Tage verbringe.

Ich will auf keinen Fall in die Geschlossene! Dann lieber gar nicht! Vielleicht wäre sogar ein Aufenthalt tagsüber ausreichend… Nur alleine zuhause mit den Dämonen in meinem Kopf halte ich es nicht aus!


Mfg…
Emely
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Emely »

Hey,
hier mal der Link zu der Liste, die ich genau dafür geschrieben habe:
viewtopic.php?f=7&t=9686

Tagesklinik wird nicht gehen, das ist zu kurzfristig.
Vielleicht eine Tagesstätte für psychisch Kranke in Diener Umgebung.
Ansonsten sind sämtliche Beratungsstellen aufgelistet, die schnell gehen.
Stummfilm
Beiträge: 159
Registriert: Freitag 16. August 2013, 13:38

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Stummfilm »

Naja, so auf die Schnelle kriegst die Telefonseelsorge oder lässt dich freiwillig in die Geschlossene unterbringen. Erwarte nicht zu viel. Du kannst dich glücklich schätzen, wenn danach nicht alles schlimmer wird.
Auf vielen öffentlichen Geschlossenen geht es halt noch zu wie vor 1945, wenn du nicht pflegeleicht bist.
Langfristig würde ich einen ambulanten Therapieplatz suchen. Die Qualität ist definitiv besser als bei den stationären Angeboten. Außerdem besteht nicht die Gefahr, dass du nicht mit anderen Störungen in Berührung kommst und dir diese antrainierst.
Black2Light
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Black2Light »

Danke für eure Beiträge aber das bringt mir beides nix.
In die geschlossene gehe ich auf keinen Fall. Und ich kann an Weihnachten wenn ich ganz alleine bin auch nicht permanent mit der Seelsorge telefonieren.
Black2Light
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Black2Light »

Also ich hab’s jetzt trotzdem mal bei der Telefonseelsorge versucht… bringt nix. Seit 1h erreiche ich da niemanden. In einer akuten Notlage wäre ich da auch aufgeschmissen...
Emely
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Emely »

Stummfilm, hier sucht jemand akute Hilfe. Hör auf solche Horrorszenarien zu erzählen. Das ist hier fehl am Platz!

Ich war schon 2x auf der Geschlossenen und es war beide Male in Ordnung und hilfreich, um wieder klarkommen zu können. Nur um es mal zu erwähnen.

Hast Du eine Psychiatrie in der Nähe? Die nehmen oft auch auf den offenen Stationen schnell jemanden auf. Wenn es Dir zu schwerfällt, da anzurufen und nachzufragen, kann ich das gerne für Dich tun. Also einfach nur fragen, wie das mit der Aufnahme aktuell wäre.

Ansonsten wende Dich bitte unbedingt an den Sozialpsychiatrischen Dienst. Die kennen sich bei Dir in der Umgebung aus. Manche Städte haben Krisenwohnungen - als Zwischenlösen zwischen Klinik und ganz allein und hilflos zu Hause. Vielleicht gibt es sowas bei Dir.
Der SpDi braucht keine Wartezeit, keine Überweisung, keine Diagnosen. Nur anrufen.
Stummfilm
Beiträge: 159
Registriert: Freitag 16. August 2013, 13:38

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Stummfilm »

Keine Horrorszenarien, nur meine Erfahrung.
Probier weiter.
Black2Light
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Black2Light »

Ich hab mir jetzt über Weihnachten einen schönen Urlaub gebucht… mal sehen ob das hilft und mich auf bessere Gedanken bringt. Mit den anderen Punkten komm ich einfach nicht weiter…

Mittlerweile mal die Seelsorge erreicht.. die hat mir natürlich geraten zu einem Arzt zu gehen. Klar, was sollen die auch anderes sagen… aber die Info hätte ich mir auch selbst geben können. So oft wie die Telefonnummer besetzt war, weiß ich wirklich nicht ob das bei einem Zusammenbruch mich retten würde.

Mfg
Emely
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Emely »

Naja, was genau hättest Du Dir gewünscht von der Telefonseelsorge?
Sagen, was nicht hilfreich war, ist ein guter Ansatz. Ausschlussverfahren sozusagen.
Wenn ich da extrem heulend anrufe, hilft es mir, dass sie einfach zuhören und mich durch die Verzweiflung begleiten. Und das sage ich anfangs auch direkt.
Und es gibt so viele Optionen, die Du ablehnst (ohne Wertung, einfach als Feststellung), da ist es dann ziemlich leicht, dass die Dir nicht geben können, was Du brauchst.
Du bist so am Hadern damit, nach Hilfe zu gucken, dass, sobald es jemand versucht, Du davor wegläufst. Dafür braucht es professionelle Helfer, die das durchbegleiten können, keine Telefonseelsorge...

Ich wünsch Dir aber erstmal einen schönen Urlaub, der Dir gute Gefühle schenkt💜✨
Black2Light
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Black2Light »

Emely hat geschrieben: Donnerstag 21. Dezember 2023, 21:05
Du bist so am Hadern damit, nach Hilfe zu gucken, dass, sobald es jemand versucht, Du davor wegläufst. Dafür braucht es professionelle Helfer, die das durchbegleiten können, keine Telefonseelsorge...
Gut analysiert. Stimmt. Keine Ahnung, jemand der mir eine Richtung zeigt die für mic h auch funktionieren könnte und dann nicht direkt im Anschluss sagt „ab hier musst du selber zurecht kommen (und ob du den Weg gehst oder ob er dir was bringt interessiert mich dann auch nicht mehr)“
Klar ist das etwas viel verlangt, von jemandem mit dem man einmal telefoniert und der am Tag sicher hunderte solcher Calls annimmt.

Aber dieses Gefühl, dass es eigentlich niemanden wirklich interessiert, hab ich jetzt eigentlich von allen bekommen bei denen ich jemals angedeutet habe das ich „kurz vor dem Abflug stehe“: vom Hausarzt, von mind. 3 Psychologen / Psychiatern (incl Klinik), von meinen Eltern…
Emely, du kennst sicher all die Ratgeber, wie man sich verhalten soll wenn jemand Suixxxgedanken äußert. Bis jetzt hatte ich noch von niemandem auch nur ansatzweise eine solche Reaktion erlebt! Also was erwartest du, was erwartet irgendwer, wie man noch reagiert… (betteln oder flehen werde ich nicht!)

Mfg
Emely
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Emely »

Es tut mir wirklich leid, dass so mit Dir umgegangen wurde. Ich versteh auch, dass Du das Gefühl hast, es interessiert sowieso niemanden.

Hast Du es bei Beratungsstellen der Caritas/Diakonie/Awo probiert? Beim SpDi? Gibt es bei Dir die Fachberatungsstellen für Suizidgedanken (Berlin, Baden-Württemberg und...Ich glaub Frankfurt)?
Denn die sind dafür da, Dich zu begleiten. Eben nicht wir die Teleofnseelsorge, wo Ud auch immer bei jemand anderem landest.

Wenn Du die Selbstverantwortung abgeben möchtest (auch hier: Ohne Wertung!), dann bleibt Dir gerade nur die Geschlossene/Geschützte Station. Da musst Du nichts mehr. Nicht kämpfen, nicht betteln, Dich um nichts kümmern.
Und da gibt es dann aus dem Entlassmanagement heraus nochmal Möglichkeiten, ein "Nach der Klinik" zu organisieren. Und auch das musst Du nicht (alleine) tun.
Du kannst Ambulant Psychiatrische Pflege bekommen und hast dann einen Bezugspfleger, der so für Dich da ist, wie Du es brauchst. Ich hatte gerade 6 Monate APP und ehrlich gesagt noch nie was Besseres und Passenderes gehabt wie das. Als Beispiel.

Es gibt die Hilfe, nach der Du Dich sehnst.
Du musst sie "nur" auch annehmen und Dich überwinden. Und das ist sehr schwer, vor allem wenn man eh mehr oder weniger aufgegeben hat, und kein positives Selbstbild von sich.
Aber diese Verantwortung ist und bleibt Deine. Die kann Dir nur per Zwangseinweisung von einem Richter abgenommen werden. Solang das aber nicht passiert, musst Du diesen einen Schritt, Hilfe suchen/annehmen, erstmal selber tun.
Und sei es, dass jemand das für Dich übernimmt, weil Du das Okay dazu gibst.

Und Du schaffst das auch. Du kannst das💜

P.S. Ich kenne die Ratgeber. Aber Suizidgedanken sind nicht gleich Suizidgedanken und jeder Mensch tickt auch nochmal etwas anders. Was mir dann hilft, kann für Dich ganz schrecklich sein, und umgekehrt. Was 100 Leuten hilft, kann für mich ganz schrecklich sein. Es gibt Leitlinien, nach denen auch die Telefonseelsorge solche Gespräche führt. Aber ohne Dich zu kennen, ohne klare Ansagen was hilfreich ist und was nicht, kannst Du da nicht bekommen, was Du brauchst. Und da Du konkrete Begleitung durch die Gefühlswelt brauchst, ist die Telefonseelsorge dafür auch schlicht und ergreifend das falsche Angebot. Du brauchst was vor Ort. Einen anderen Rahmen als den, den die Telefonseelsorge bietet.
Stummfilm
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Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Stummfilm »

Der Urlaub wird dich kurzfristig ablenken. Finde ich sehr gut. Ohne professionelle sehe ich langfristig aber schwarz.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit analytischen Verfahren und zusätzlich kurzzeitiger Unterstützung durch andere Methoden wie Gesprächspsychotherapie, Logotherapie und Medikamente. Ja, wird nicht alles bezahlt. Stell dich drauf ein, dass überall auf der Welt Gesundheit was kostet. Gilt für alle gesundheitlichen Probleme.
Bei der Therapeutensuche sollte man Vorsicht walten lassen. Du bist schwer krank, wenn du schon lange an Suizid denkst oder einfach nur lebensmüde bist. Also sollte es jemand sein mit vielen Jahren Erfahrung. Und am besten auch jemand, der ein Verfahren, und das dafür besonders gut, beherrscht. Lass die Finger von denen, die sich aus allen Verfahren frei bedienen, angeblich zu deinem Besten. Sie haben das Wesentliche der Verfahren nicht verstanden.
Verschiedene Methoden aus demselben Verfahren sind unproblematisch, sofern dafür entsprechende Lehrgänge nachgewiesen werden können und auch hier nicht nach Gusto hin- und hergeswitcht wird. Eine klassische Psychoanalyse passt nicht zu jedem Patienten. Das sollte jedoch in den ersten Sitzungen geklärt und sich auf eine Methode festgelegt werden.
Bevorzugt passiert das Switchen nämlich an brenzligen Stellen in einem Methode, wo man mit einer Intervention aus einer anderen meint, dem Patienten Leid und vor allem sich selbst Unannehmlichkeiten ersparen zu können.

Vergiss die Seelsorge. Das sind oft selbst sehr angeschlagene, unterbelichtete Gestalten. Und auch die öffentlichen Einrichtungen leben von billigem Personal. Leider. Wie gesagt, kurzfristig als Stütze OK. Langfristig muss jemand her, der beruflich und privat gut aufgestellt ist und belastbar ist, was er durch eine anspruchsvolle Ausbildung schon mal bewiesen hat - hoffentlich. Ich finde, man kann nur von besseren Menschen lernen, von denen, die weiter sind als man selbst. Halte daher auch nichts von Gruppentherapien in Kliniken, wo ich von anderen nur lerne, wie eine Patientenkarriere verläuft. Und Menschen, denen es gut geht, haben die Ressourcen, sich auf dich einzulassen, weil sie nicht mit sich selbst beschäftigt sind.

Oh, und bloß nicht glauben, dass du hinterher geheilt bist und fröhlich durchs Leben gehst. Die Persönlichkeit ist zu einem großen Teil auch genetisch verankert. Die Prägung aus der Kindheit lässt sich auch nicht einfach abstreifen. Du bleibst der/dieselbe. Aber du führst dennoch ein anderes, zufriedeneres Leben, auch mit Todessehnsucht. Ich jedenfalls finde das beruhigend, schön und alle Mühe der Welt wert.
Stummfilm
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Re: Doch in die Klinik? Bräuchte mal euren Rat und eine Empfehlung…!

Beitrag von Stummfilm »

Hier ein Vortrag, aus dem auch hervorgeht, wie unbeliebt suizidale Patienten im professionellen Setting sind und wie sie an Nichtprofis abgeschoben werden:
https://www.youtube.com/watch?v=2iPFJnMtvFM

Die 'unzulässiges Wort' macht der Azubi oder das dumme Huhn von ganz unten in der Hackordnung, obwohl es sich genau umgekehrt verhalten sollte.

Ich finde den Vortrag auch sonst sehr hörenswert.
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