Das Thema Borderline..

Praktische Erlebnisberichte und Hilfestellungen aus der Foren-Community; erfolgreiche und gescheiterte Therapien; Erfahrungen mit Psychotherapien und Therapeuten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Agnetha
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Agnetha »

Ich meinte damit, dass nicht alle borderliner gleich sind ...

Aggressiv macht mich das Thema aufgrund meiner erlebnisse. Mit einer borderlinerin war ich befreundet, zwei andere habe ich in Kliniken kennengelernt, die beide dummdreist manipulativ, distanzlos und grenzübergreifend waren.
Taylu
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Taylu »

Ja das versteh ich.
Als ich auf einer Station mit 14 anderen Borderlinern war
Konnte ich feststen, wie unterschiedlich die Leute sind.
Allerdings wenige so ruhig wie ich..
Haben sich untereinander aufgehetzt und fast nur
Stress gesucht..
aguadulce
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von aguadulce »

Hallo Taylu,

du brauchst dich doch hier nicht zu entschuldigen, kannst doch locker dann schreiben wenn du kannst/möchtest ;)
Find ich gut, dass du nicht versuchst andere unter Druck zu setzen wie es wohl borderlinetypisch wäre.. naja, alles mit sich selbst auszumachen ist ja auch nicht gut, aber ziehe das auch vor. Nicht gut finde ich, dass du alles so endgültig siehst, ja das psychische schleppen wir ein Leben lang mit und keiner wird uns nach erfolgreich bestandener Therapie den geheilt-Stempel geben oder das ultimative Medikament. Ja, nach jedem Scheitern wird die Angst größer, vielleicht so gross, dass allein die Angst ausreicht um das nächste scheitern zu lassen und wieder die Bestätigung zu haben für das was man eigentlich vorher schon wusste. Ich habe auch immer sehr gerne schon für mein Gegenüber entschieden, dass es besser wäre wenn man mit mir nichts zu tun hat, weil ich niemandem weh tun wollte oder in hilflose Situationen bringen, aber meine Therapeutin redet mir immer ein, dass andere Leute das sehr gut selbst entscheiden können. Die ewige Schuldfrage ist das schlimmste was du dir selbst antun kannst. Keiner ist Schuld, zumindest bringt es nichts es irgendwem zuzuschieben, du kannst nichts dafür dass du so bist wie du bist und die anderen können nichts dafür wenn sie damit überfordert sind. Ich denke im Nachhinein, dass alle gescheiterten Beziehungen und Freundschaften gut waren um zu lernen. Das sieht man aber nicht wenn man mittendrin steckt in Chaos und Zweifel.
Das einzige was hilft ist Zeit und zu lernen nicht allzu streng mit sich selbst zu sein. Warum sollte man anderen Leuten eher ein Fehlverhalten verzeihen als sich selbst?
Ich hasse es anderen Leuten die eigenen Theorien aufzudrücken und will nicht über mich selbst schreiben als hätte ich die Erleuchtung gepachtet, aber ich bin mir sicher weitermachen lohnt sich, egal wie schmerzhaft, es kommt was besseres wenn man weitersucht. Liebe Grüsse
Abendstern
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Abendstern »

Ich habe auch immer sehr gerne schon für mein Gegenüber entschieden, dass es besser wäre wenn man mit mir nichts zu tun hat, weil ich niemandem weh tun wollte oder in hilflose Situationen bringen, aber meine Therapeutin redet mir immer ein, dass andere Leute das sehr gut selbst entscheiden können. Die ewige Schuldfrage ist das schlimmste was du dir selbst antun kannst. Keiner ist Schuld, zumindest bringt es nichts es irgendwem zuzuschieben, du kannst nichts dafür dass du so bist wie du bist und die anderen können nichts dafür wenn sie damit überfordert sind. Ich denke im Nachhinein, dass alle gescheiterten Beziehungen und Freundschaften gut waren um zu lernen. Das sieht man aber nicht wenn man mittendrin steckt in Chaos und Zweifel.

Puh, das alles ist ein sehr schwieriges Thema und ich möchte hier keinesfalls etwas Falsches sagen und am Ende noch Öl ins Feuer gießen... aber wenn man als ohnehin schon schwerst traumatisierter und suizidgefährdeter Mensch auch noch auf einen Borderliner trifft, dann kann das unter Umständen wirklich lebensgefährlich sein... Denn das packt ein angeschlagener Mensch einfach nicht mehr. Insofern finde ich die Überlegung, ob man sich selbst anderen Menschen zumuten kann, durchaus berechtigt. Die Therapeutin geht hier wohl davon aus, daß alle anderen Menschen gesund sind und über genügend psychische Ressourcen verfügen, um die Borderline-Eskapaden des Gegenübers selbst unbeschadet überstehen zu können. Bis zum Kontakabbruch sind ja dann auch leider meist bereits einige gravierende Dinge vorgefallen. Umso gravierender, da man sich erst einmal eine lange Zeit keinen Reim darauf machen kann. Es stellt sich ja kaum jemand vor mit "Guten Tag, ich bin Borderliner" ... Und noch schlimmer, wenn ein Kontaktabbruch dann in Stalking mündet... Ein schwieriges Thema. Sehr schwierig. Und ich wage nur, dies auszusprechen, da Taylu schon richtig festgestellt hat, daß es unterschiedliche Ausprägungen von Borderline gibt. Meine Erfahrungen bewegten sich jedenfalls auf einem Level, das ich kaum in Worte fassen kann.
aguadulce
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von aguadulce »

Hallo Abendstern,

wie du weisst schätze ich deine Beiträge sehr und finde auch hier einen anderen Ansatz gut.
Vielleicht hab ich da zu schwammig aus meiner Perspektive dahingeschrieben.. ich müsste weiter ausholen um es zu erklären aber ich versuche es kurz zu fassen. Meine Exfreundin (ich bin lesbisch aber glaube es macht nicht viel Unterschied wer welchen Geschlechts auf wen trifft) war vermutlich Borderlinerin und hat mich fast totgeschlagen als ich selbständiger wurde und sie Verlustangst bekam. Das Wrack was ich danach war hätte ich wahrlich keinem zutrauen wollen und war überzeugt dass ich mit der Störung jede Beziehung versaue weil das Grundvertrauen weg war. Jetzt nach vielen Jahren habe ich eine Freundin die felsenfest allen Zweifeln entgegen tritt und mich absolut korrekt behandelt, obwohl ich ihr jemanden gegönnt hätte der besser im Leben steht und einfacher ist will sie nur mich mit allem was war und was schwierig ist, weil sie sieht dass ich daran arbeite. Sie hat sich nicht vorschreiben lassen sich was besseres zu suchen. Die eigenen Grenzen feststellen ist natürlich das wichtigste. Ich habe zu dem was Taylu schreibt glaub ich reagiert, weil ich die Schublade schlimm finde und schon die Tatsache dass sie reflektiert und Hilfe sucht nicht mein Bild von Borderline ist.Grüsse
Abendstern
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Abendstern »

Guten Abend aguadulce,

danke für Deine lieben Worte - das ist schön, zu lesen. :-) Und ich verstehe auch absolut Deine Perspektive. Ich kenne es selbst, sich niemandem mehr zumuten zu wollen. Und ganz ehrlich, viele wollen sich so einen vom Leben gebeutelten Wurm mit vielen seltsam anmutenden Problemen auch nicht wirklich antun. Die einen haben selbst genug Probleme und die anderen frönen lieber der schönen perfekten Lifestyle-Welt, in der es keinen Platz für die weniger schönen Seiten des Lebens gibt. Und gerade deshalb ist es übrigens ja auch erst einmal sehr angenehm, einen so empathischen und sensiblen Menschen wie einen Borderliner kennenzulernen. Beide sind irgendwie froh, jemanden gefunden zu haben, mit dem man sich auf einer tieferen Ebene verstehen kann. Aber sobald der Borderliner zu immer krasseren und irrationalen Entgleisungen neigt - das will man nicht erleben... Gerade, wenn das eigene Weltbild ohnehin schon Kopf steht, dann muß man zwangsläufig zu dem Schluß kommen, in einem nicht enden wollenden Alptraum mit immer neuen unkontrollierbaren und surrealen Facetten gefangen zu sein... Als wäre man geradezu in die höllische Phantasiewelt eines Hieronymus Bosch eingefahren... Man denkt eigentlich, man befände sich schon in der Hölle - aber dann... haha... glaubt man endgültig, durch ein Wurmloch gefallen zu sein und ohne Chance auf Wiederkehr auf der anderen Seite der Realität wieder aufgewacht zu sein... Insofern ein fatales Bündnis, das aber leider noch dazu verlockend wie eine Venusfalle ist... "Yeah - endlich jemand, der mich versteht...!" - "Roaaar! Schnapp!" Da kam auf das eine Trauma definitiv noch ein anderes obendrauf... Und natürlich ist es sicherlich auch schrecklich, als Borderliner in seiner Welt gefangen zu sein; nur hält das als Gegenüber eben niemand aus, der selbst schon am Ende ist... Da ist eine stabile Persönlichkeit gefragt, die auch weiß, womit sie es zu tun hat... Sonst ist das Ganze verdammt unheimlich... Ganz zu schweigen von dem, was Du erlebt hast...

Hallo auch Taylu! Es muß für Dich sicherlich etwas blöd sein, bei einem Thema, das Dich selbst sehr belastet, das Ganze zur Krönung noch aus umgekehrter Perspektive zu lesen. Ich wünschte wirklich, ich hätte anderes zu berichten. Habe mich deshalb bis dato auch eher etwas zurückgehalten. Und ich bin froh, daß hier auch andere Konstellationen mit einem positiveren Erfahrungshintergrund geschildert wurden, die Dir hoffentlich etwas Mut machen können. Und wie Du ja selbst schon schilderst, ist jeder Betroffene auch ein Individuum. Man kann also meine Erfahrung sicherlich auch nicht auf alle anderen umlegen, wenngleich ein gewisse Grunddynamik ähnlich sein mag.
Taylu
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Taylu »

Hay ihr Lieben..

danke, dass ihr euch so viel Zeit nehmt überhaupt zu antworten..

Als ich gerade gelesen habe "für andere entscheiden, dass sie was besseres verdient haben als mich" kenn ich momentan sehr gut..
Ich liebe jemanden seit über 5 Jahren und er mich angeblich auch aber als wir vor ein paar Tagen geredet haben und ich meinte "wenn ich mit jemanden zusammen bin dann nicht nur für eine kurze strecke sondern schon weil ich meinen Lebensabend mit der Person teilen will".. danach kam von ihm nur "ich weiß es nich ich kann nicht das selbe sagen".
Auch wenn ich nichts weiter dazu gesagt habe war das natürlich ein stoß über die Klippe und meine Gedanken "Er hat wen besseres verdient" flammen natürlich in hochtouren auf gleichzeitig mit dem Minderwertigkeitsgefühl, was ankriecht und einem
sagt:

"Hay du bist nicht gut genug als dass dein Partner drüber nachdenken würde längerfristig mit jemandem wie dir zusammen zu sein, du bist nur ein Kurzstreckenspielzeug"

Natürlich bin ICH diejenige die sich dann noch vorwürfe macht warum ICH nicht gut genug bin..

Mir tut es leid zu lesen dass ihr jeder für sich schlechte Erfahrungen mit Borderlinern gemacht hat, was mir eigentlich bestätigt, dass es besser ist als Borderline lieber alleine durchs leben zu gehen ..
Ich habs satt andere zu verletzten oder mich ständig erkären zu müssen und in ihren Augen zu sehen, wie sie mich Aufgegeben haben.. so sehr ich auch versuche mich zu ändern..

Wie ihr schon sagtet man startet ja keine Freundschaft mit "Hallo ich bin XY, 25 Jahre, Borderliner... "

Ich hoffe für euch, dass ihr iwann bessere Erfahrungen machen könnt und das es euch auch selbst bald besser geht.. mich erdrücken die Suizidgedanken und die Einsamkeit z.Z sehr wie die meisten, die hier sind..

Liebe Grüße

Taylu
aguadulce
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Registriert: Sonntag 25. Dezember 2016, 14:39

Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von aguadulce »

Hi Taylu,

ich hoffe ich verstehe deinen letzten Beitrag über den den du liebst und deine Aussage die er nicht teilt. Meinst du dass jemand der diesen Traum von für immer zusammen sein nicht teilt, automatisch nur ein "Kurzstreckenspielzeug" hast du es gennant, sieht? Kann es nicht vielleicht auch sein, dass die meisten Menschen eine lockere Einstellung haben, die auch begründet ist weil man ja nicht weiss ob es für immer hält und zu verschiedenen Lebensabschnitten vielleicht unweigerlich auch nur verschiedene Partner passen und es extrem schwer ist mit der gleichen Person durch alle Zeiten zu gehen..? Das ist ein Wunsch nach Sicherheit und den habe ich auch, ich habs sogar anhand meiner Grosseltern gesehen, die 60 Jahre zusammen waren. In der heutigen Zeit sehe ich es nicht mehr so als realistisch an. Komischerweise gab es ja auch diese Krankheitsbilder damals offiziell nicht, obwohl ja alle traumatisiert waren, sie haben es irgendwie ohne Therapeuten geschafft ein glückliches Leben zu führen. Aber das wäre jetzt sicher ein Thema über das man riesengroß diskutieren könnte, das hilft dir jetzt auch nicht.
Ich weiss gar nicht wie viele Menschen es gibt, die ehrlich bereit sind sich auf einen Borderliner (oder welche Schublade auch immer) einzustellen, vielleicht hab ich auch nur Glück dass mein Umfeld es ganz gut kann und ich alle anderen mit vollstem Verständnis gehen lasse. Das kann ja für andere Menschen ein Komplettzusammenbruch sein die es nicht so locker sehen (KÖNNEN).
Nein, fühle dich bitte nicht bestätigt in der Borderline-Schiene lieber allein zu sein, das ist ja auch keine Option die zum Glück führt, wer will das schon.
Die Auswahl an Menschen die bereit sind ist nur kleiner. Trotzdem bist du nicht weniger wert!
Mit 25 siehst du die Dinge bestimmt anders als noch mit 20 und mit 30 und 40 wirst du es nochmal besser hinkriegen, das ist alles ein Kampf, aber es geht vorwärts und am Ziel bist DU. So nach dem Gequatsche toppe ich es noch mit einem kurzen weisen Spruch:
"Der Mut zum Scheitern gehört dazu"
Alles Liebe
Abendstern
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Abendstern »

Taylu hat geschrieben:Ich liebe jemanden seit über 5 Jahren und er mich angeblich auch aber als wir vor ein paar Tagen geredet haben und ich meinte "wenn ich mit jemanden zusammen bin dann nicht nur für eine kurze strecke sondern schon weil ich meinen Lebensabend mit der Person teilen will".. danach kam von ihm nur "ich weiß es nich ich kann nicht das selbe sagen".
Auch wenn ich nichts weiter dazu gesagt habe war das natürlich ein stoß über die Klippe und meine Gedanken "Er hat wen besseres verdient" flammen natürlich in hochtouren auf gleichzeitig mit dem Minderwertigkeitsgefühl, was ankriecht und einem
sagt:

"Hay du bist nicht gut genug als dass dein Partner drüber nachdenken würde längerfristig mit jemandem wie dir zusammen zu sein, du bist nur ein Kurzstreckenspielzeug"

Natürlich bin ICH diejenige die sich dann noch vorwürfe macht warum ICH nicht gut genug bin..
Liebe Taylu, das tut mir sehr Leid. Ich weiß, wie weh das tut. Ein kleiner Trost vielleicht, daß es da heute vielen so geht wie Dir. Borderline hin, Borderline her... Es scheint ein Phänomen der Zeit zu sein... Niemand will sich mehr binden. Offenbar vor allem Männer nicht... Und da dieses Phänomen so alltäglich geworden ist, hat es sogar einen Namen bekommen: Nämlich "Mingle".

Anbei ein nachdenklicher Artikel dazu:
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/lieb ... ra/1133376
... Mingle sein ist sch ei ße. Man verbringt die Zeit mit jemandem, mit dem man sich gut versteht und aus einer anfänglichen Zuneigung entstehen zwangsläufig Gefühle, wenn alles passt. Man kommt sich näher, führt eine Beziehung mit allem was dazu gehört, auch in der Öffentlichkeit und man lernt die Freunde, vielleicht sogar die Familie des anderen kennen. Doch letztendlich gibt man dem ganzen nicht das Wort „Beziehung“ und geht keine richtige Bindung ein. Man ist austauschbar und lebt in ständiger Sorge nur die zweite Wahl zu sein, falls eine bessere daher kommt. Der andere bekennt sich also nicht 100%ig zu einem und man bekommt notgedrungen das Gefühl nicht gut genug zu sein. Bei aller Liebe, mir kann niemand erzählen, dass das ein Gefühl ist, das man gerne hat und dass sich so etwas nicht negativ auf das Ego auswirken würde. Nach mehrerer solcher „Beziehungen“ schleicht sich irgendwann das Gefühl ein, man sei generell nicht gut genug, sieht aber auf der anderen Seite, wie jeder Spacko in der Lage ist, geliebt zu werden und eine Beziehung zu führen. Dieser Trend der Mingels ist also in meinen Augen ein gefährlicher, gerade für junge Menschen, deren Selbstwertgefühl noch auf der Kippe steht. Für eine gewisse Zeit mag das also mal die Lösung sein, aber nicht dauerhaft.
Wie Du siehst... Das steht ganz offiziell im Neon-Magazin...
Abendstern
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Abendstern »

aguadulce hat geschrieben:Komischerweise gab es ja auch diese Krankheitsbilder damals offiziell nicht, obwohl ja alle traumatisiert waren, sie haben es irgendwie ohne Therapeuten geschafft ein glückliches Leben zu führen.
Wie Du schon richtig sagst: Offiziell nicht... Ich empfehle das Buch "Kriegsenkel" von Sabine Bode. Ich selbst bin ein solcher Kriegsenkel. Kaum zu glauben, aber wahr. Ich habe mich immer gefragt, was in meiner Familie nicht stimmt. Die Erkenntnisse von Sabine Bode haben mir viele Fragen beantwortet... Dabei fällt mir gerade ein, daß meine eigenen Recherchen zu der Erkenntnis führten, daß auch meine Mutter von Borderline betroffen sein muß... Komisch, daß ich im Laufe des Threads nicht einen Cent daran gedacht hatte. Vermutlich, weil ich einfach vieles verdrängen muß, um einigermaßen meine Tage zu überstehen...

Anbei auch hierzu ein interessanter Link:
http://www.borderline-muetter.de
Peterchen
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Peterchen »

Abendstern hat geschrieben:
aguadulce hat geschrieben:Komischerweise gab es ja auch diese Krankheitsbilder damals offiziell nicht, obwohl ja alle traumatisiert waren, sie haben es irgendwie ohne Therapeuten geschafft ein glückliches Leben zu führen.
Wie Du schon richtig sagst: Offiziell nicht... Ich empfehle das Buch "Kriegsenkel" von Sabine Bode. Ich selbst bin ein solcher Kriegsenkel. Kaum zu glauben, aber wahr. Ich habe mich immer gefragt, was in meiner Familie nicht stimmt.
Wobei man auch nie weiß, ob das wirklich daher kommt.

Wäre das mit den vererbten Kriegstraumata ein so großes Ding, dann müssten psychische Krankheiten in Deutschland wesentlich häufiger auftreten als z.B. in der Schweiz. So etwas ist mir aber nicht bekannt.
Abendstern
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Abendstern »

Die Epigenetik würde Frau Bode jedenfalls zustimmen. Obgleich es sich in ihrem Buch eher um psychologische Muster handelt. Ich denke, es wurde in dieser Generation eben auch viel unter den Teppich gekehrt. Heute wird über so etwas wesentlich offener kommuniziert. Allein schon das Internet offenbart, wieviele Menschen mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben, obgleich sie nach außen ein perfektes Leben widerspiegeln. Ohne Internet wäre ich mit Sicherheit auch nie darauf gekommen, daß das höchst seltsame Verhalten meiner Mutter einen Namen haben könnte. Und da ich meine Energie stets lieber darauf verwendet habe, das Beste aus meinem Leben zu machen, als mich beim Psychologen auszuheulen, wäre diese Option der Erkenntnis somit auch flach gefallen. Und ich denke, daß dies bei vielen so ist. Daß es eben gar keine offiziellen Diagnosen gibt und diese Fälle somit auch nicht statistisch erfaßt sind. Ich gehöre jedenfalls zu einer Generation, in der die meisten meiner Freunde schon keine Kriegsenkel mehr waren. Und obwohl mir die ganze Thematik damals nicht nicht im Entferntesten bewußt war, fiel mir schon in jungen Jahren auf, daß es auffällige Parallelen in den wenigen Familien der Freunde gab, deren Eltern eben noch aus der Kriegsgeneration stammten. Wobei ich dies damals eher am Alter der Eltern festmachte, was vielleicht auch eine Rolle gespielt haben mag. Aber ich denke eben auch, daß viele Eltern niemals offenbart haben, was ihnen während des Krieges widerfahren ist und daß sich solche Erlebnisse im Verhalten der Eltern durchaus auf die nächste Generation durchschlagen können.
Peterchen
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Peterchen »

Abendstern hat geschrieben:Die Epigenetik würde Frau Bode jedenfalls zustimmen.
Ich bin da kein Experte, aber ich habe den Eindruck, dass die Bedeutung von Epigenetik von manchen Leuten übertrieben wird, um fragwürdige, teilweise sogar lamarckistische Ideen zu begründen.

Wenn man länger zurückgeht, dann haben ja praktisch alle Menschen Vorfahren, die traumatisierende Dinge erlebt haben. Wenn das jedes mal vererbt würde, dann dürfte es eigentlich gar keine glücklichen, psychisch gesunden Menschen geben.
Agnetha
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Agnetha »

@Abendstern... Ich stimme dir zu.

Seltsamerweise dachte ich auch heute darüber nach, dass meine Mutter auch eine borderlinestörung gehabt haben könnte. Sie ist auch aus der Kriegsgeneration. Früher ging man aber nicht zur Therapie, sondern hat sich alleine durchgekämpft.

Sie hat immer mit kontaktabbruch gedroht und ich habe mein leben lang Angst gehabt, ihre liebe zu verlieren und mich bis fast zur Selbstaufgabe angestrengt, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, um sie nicht zu verlieren.
Abendstern
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Re: Das Thema Borderline..

Beitrag von Abendstern »

Agnetha hat geschrieben:Sie hat immer mit kontaktabbruch gedroht und ich habe mein leben lang Angst gehabt, ihre liebe zu verlieren und mich bis fast zur Selbstaufgabe angestrengt, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, um sie nicht zu verlieren.
Das kommt mir nur allzu bekannt vor ...

Vielleicht ist auch diese Seite interessant für Dich:
http://www.narzissmus.org

Natürlich sind nicht alle dort beschriebenen Punkte gleichermaßen zutreffend, aber ich erinnere mich, wie es mir beim Stöbern auf dieser Seite wie Schuppen von den Augen fiel ... Und dabei hatte ich eigentlich etwas über das höchst merkwürdige Verhalten meines Ex gesucht... Und - tadaaa! - da waren sie, die Antworten auf die Fragen meines Lebens ...
Zuletzt geändert von Abendstern am Montag 20. Februar 2017, 18:17, insgesamt 3-mal geändert.
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