Wie gesagt: etliche Kapitel sind problematisch in ihrem Gehalt. Und ob nun Hausfrau oder Fachphilosoph oder Schimpanse: Inhalte sind nur an ihrem Wahrheitsanspruch und dessen gültiger Einlösung zu messen, und in keiner Weise sind Unzulänglichkeiten zu entschuldigen, nur weil der Autor fachlich inkompetent war (dann hätte der Autor das Buch schlicht nicht schreiben sollen...weil ihr die fachliche Kompetenz dazu fehlt. Etwas was in jeder Berufssparte selbstverständlich vorausgesetzt wird). Bezüglich `Suizid als adaptives Verhalten`: man muss es schon gelesen haben um das Ausmass der Absurdität zu begreifen. Ich kritisiere insbesondere, dass sie sich auf zwei Studien bezieht, die als solche von solch aberwitziger Idiotie zeugen (aus verschiedenen Gründen), dass es nicht zu begreifen ist, wie solche Studien als wissenschaftliche publiziert werden dürfen mit der Folge, dass Personen um irgendwelche Konstrukte, die ihnen gerade dienlich sind, sie dafür (mis-)brauchen können (ob solches dann teilweise im Konjunktiv formuliert wird, macht es nicht besser: wer Studien heranzieht, die jedem Laien (nur der Autorin offenbar nicht...die wohlwollende Annahme) ein: `wie, wo, was` entlockt, hat sich als absolut unkritisch, inkompetent oder gar unwahrhaftig entblösst und zwar durchaus nicht nur im Konjunktiv. Allenfalls kann man einem Leser vorwerfen überhaupt ein Buch von einer Hausfrau zu kaufen mit der Erwartung fachlich Hochstehendes zu lesen zu bekommen.Thanatos hat geschrieben:Soweit ich sehe, wird das strittige Thema in Perrys Buch nur in einem Kapitel von 11 Seiten angeschnitten. Überdies wird in diesem Kapitel so häufig der umschriebene Konjunktiv verwendet, dass ich daraus schließe, dass eher Vermutungen als Behauptungen geäußert werden.Peterchen hat geschrieben:...
Das Buch "Every cradle is a grave" habe ich noch nicht gelesen. Wenn darin steht, dass Suizidalität ein adaptives Merkmal ist, dann ist das natürlich Quatsch. ...
Da die Autorin keine Wissenschaftlerin ist, sondern Hausfrau, Mutter und Hobby-Philosophin, darf natürlich keine akademische Perfektion erwartet werden. Dennoch ist das Buch empfehlenswert, und ich finde es spannend, dass es gerade eine Mutter wagt, ein Buch mit dem Titel „Every Cradle Is a Grave“ zu schreiben!
Natürlich ist das Thema Antinatalismus nicht jedermanns Sache. Wer brav seiner genetischen Programmierung folgt, sich als „Krone der Schöpfung“ betrachtet und fleißig weitere Krönchen zeugt, wird sich durch das Buch vielleicht sogar bedroht fühlen, weil sein „gottgegebenes Fundament“ Risse bekommen könnte..., aber er muss es ja nicht lesen.
Solche Bücher (neben den bedenkenswerteren Teilen...die allesamt aber kritisierbar sind) dienen dem kritischen Leser als Fingerübung in Sachen genaues Lesen und kritisches Hinterfragen (und in Selbstbeherrschung um nicht die Contenance gänzlich zu verlieren).
Und natürlich wird man nicht gezwungen ein Buch zu lesen, aber wiederum: man erwartet von einem Verlag, dass jeder Text (um zumindest die gröbsten Schnitzer zu korrigieren) kritisch geprüft wird...wenn dies nicht geschieht, wird ein Verlag seiner Aufgabe nicht gerecht und ist selbst als inkompetent einzuschätzen.
Wenn du der Meinung sein solltest, dass ich mich über das Buch nerve weil es tendenziell antinatalistisch ist, täuscht du dich: ich kaufe und lese doch keine Bücher nur um mich ob dem Thema zu nerven (wenn ich mich wirklich nerve beim Lesen, was allerdings selten vorkommt, dann ist das ein äusserst frustrierendes Gefühl, etwas, was ich eher zu meiden trachte)...aber wo unkritisch bis zum Unerträglichen (zumindest für jeden Leser mit Anspruch auf intellektuelle Wahrhaftigkeit/Redlichkeit) vorgegangen/gepfuscht/manipuliert wird, habe ich berechtigterweise Grund unzufrieden zu sein. Ob für oder gegen Antinatalismus: auf die Qualität der Argumente kommt es an und darüber hinaus auf rein gar nichts (was interessiert mich ob die Argumente von einem Irren, einer Depressiven, einer Autorität, einem Affen, einem Expertensystem/KI oder sonst irgend etwas/jemanden konstruiert wurden...sigh).
@Peterchen: R. Dawkins ist ein Autor, der nach sehr kritischen Lesern geradezu schreit. Vereinfachungen, bis hin zur Verfälschung beschriebener Sachverhalte sind bei ihm beinahe die Norm...aber natürlich jedem die ihm als richtig erscheinende Einstellung.
Damit euch hier noch viel Vergnügen!