Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Praktische Erlebnisberichte und Hilfestellungen aus der Foren-Community; erfolgreiche und gescheiterte Therapien; Erfahrungen mit Psychotherapien und Therapeuten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Fin
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Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Fin »

Hallo,

ich bin derzeit auf der Suche nach positiven Geschichten von Menschen, die Depressionen überwunden haben. Am besten auch welche, denen es erst nach langer Zeit gelungen ist. Mich haben bisher keine Bücher zu dem Thema angesprochen, weil die meisten erstmal lang und ausführlich erzählen, wie sich Depressionen anfühlen. sowas kann ich nicht gebrauchen. Ich suche wirklich konstruktive, aufbauende Geschichten von welchen, die es geschafft haben - darüber, wie sie es geschafft haben.

Könnt ihr Bücher, Biografien o.ä. empfehlen?

Freue mich über eure Beiträge :)

Viele Grüße,
Fin
Horla
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Registriert: Sonntag 28. August 2016, 16:08

Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Horla »

Vor zwei / drei Jahren (als bei mir noch alles in Ordnung war) habe ich mal dieses sonderbare Buch geschenkt bekommen:

Michael Köhlmeier, Zwei Herren am Strand

Es geht darin um Winston Churchill und Charlie Chaplin, wie sie gemeinsam versuchten, mit Depression fertig zu werden, an der sie beide litten.
Ob sie sie überwunden haben, ist nicht so ganz sicher, aber offenbar fanden sie einen Weg, damit - manchmal besser, manchmal schlechter - zu leben.

Churchill setzte sich in depressiven Episoden meist allein irgendwohin und malte, offenbar sogar mit Erfolg.
Chaplins "Methode des Clowns" war noch wesentlich skurriler.

Wenn ich mich richtig erinnere (ich habe das Buch leider nicht mehr), hatten die beiden sogar einen Pakt geschlossen, daß der eine kommen mußte, egal, was er gerade tat und wo auf der Welt er gerade war, wenn der jeweils andere ihn wegen der Depression brauchte.
Eigentlich eine sehr schöne Idee.
Horla
Beiträge: 113
Registriert: Sonntag 28. August 2016, 16:08

Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Horla »

Vielleicht sogar besser als ein Erfahrungsbericht?

https://www.youtube.com/watch?v=jPJCjjwjJUI
Rasiel
Beiträge: 1380
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:23

Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Rasiel »

Glaubt ihr, früher hatten die Menschen weniger mit Depressionen zu kämpfen ?
Kann eigentlich nicht sein oder ?
Fin
Beiträge: 29
Registriert: Dienstag 31. Mai 2011, 22:36

Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Fin »

Finsternis hat geschrieben:Es ist wirklich schwer zu unterscheiden zwischen Faulheit und Depression, da gebe ich dir absolut recht.
Wow das hat mir noch nie jemand so direkt ins Gesicht gesagt. Das trifft mich grad, aber so richtig. Ich kenne Vergleiche mit Traurigkeit, Trauer, Erschöpfung - aber mit Faulheit, das habe ich noch nie so konkret verglichen. Das wirft den Betreffenden vor allem voll auf sich und seine Verantwortung zurück. Ich meine, klar, es gibt Unterschiede, aber... wo genau? Antriebslosigkeit und mangelnde Zuversicht trifft auf beides zu. Nur die kognitiven Denkfehler nicht. Aber an denen nicht zu arbeiten ist ja auch eine Art Faulheit.

Danke, ich glaube das habe ich mal gebraucht.
Danke Horla für deine Vorschläge, finde ich beide sehr gut! Das Buch klingt auch echt interessant. Und hat dir das Hörbuch geholfen?
Horla
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Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Horla »

Zu "Zwei Herren am Strand" gibt es eine recht gute Besprechung hier.
Fin hat geschrieben:Und hat dir das Hörbuch geholfen?
Muß das erstmal ganz zuende hören. Den Anfang fand' ich sehr gut! In der Mitte ließ es dann leider etwas nach.
Damit es wirklich helfen kann, soll man es mehrmals hören, alles behalten und umsetzen. Dazu möglichst das Buch durcharbeiten. Und umsetzen. Also wirklich Monate oder Jahre an sich arbeiten. Vielleicht braucht es das ...

Einiges davon kenne ich von dem Tai Chi, das ich ca. 10 Jahre ganz locker eine halbe Stunde täglich gemacht habe. Leider kann ich das im Moment nicht mehr, die Unruhe ist zu stark, ich laufe nur noch hin- und her. Oder gehe bestenfalls spazieren. Für konzentriertes Tai Chi ist einfach nicht genug Kraft in den Beinen. Geht alles für's nervöse Hin- und Herlaufen drauf. :roll:
Daher fraglich, ob ich die Sachen aus dem Buch umsetzen kann. Aber ich will's mal versuchen. Wie gesagt, das am Anfang klang für mich sehr plausibel.
Minute 23:40 hat geschrieben:Darüber hinaus sind Probleme und Leid ja auch immer Chancen für Selbstentwicklung und inneres Wachstum.
Ich poste zu diesem Gedanken mal diesen Heiler:
Ich hatte mal Leukämie. Man wußte damals fast nichts darüber. Es blieb einem nur, auf den Tod zu warten. Im Krankenhaus wußten sie auch nicht weiter. ... Morgens nach dem Aufstehen hab' ich Qigong gemacht. Dann mittag gegessen. Nachmittags wieder geübt. Nach dem Abendessen nochmal. In diesem Rhythmus trainierte ich acht Monate. Nach dieser Zeit war ich geheilt.
Dazu muß man wissen: Ein Untrainierter hält die Qigong-Position typischerweise drei Minuten lang aus.

Einige können sich aus so einer - unzulässiges Wort - also selbst herausziehen ... wenn ihnen so eine übermenschliche Anstrengung gelingt. Vielleicht wäre das auch ein Weg für die Depression. Kann sein, daß ich das nach meinem Umzug mal probiere, Beispiel.
Allerdings hat Qigong wie jede medizinische Behandlung auch Risiken und Nebenwirkungen. Es ist nicht ungefährlich, sich mit dem Training auf die höheren Ebenen zu begeben. Mal sehen. Man muß schon sehr verzweifelt sein und nichts mehr zu verlieren haben (wie der Heiler oben). Aber das dürfte nicht das Problem sein, oder? ;)
Horla
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Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Horla »

So, hab' das Hörbuch jetzt durchgehört und bin der Meinung, es (und das zugehörige Buch) könnten mir helfen.
Hab' das Buch heute in der Buchhandlung bestellt, es kommt morgen dort an. Bei Google Books kann man auch hineinschauen. Der Abschnitt über die Symptome ist ziemlich unangenehm zu lesen, aber aufschlußreich. Danach wird das Buch wesentlich positiver.
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Ganz interessant in der Besprechung (von "Zwei Herren am Strand"):
Es kommt eben darauf an, was man nebenher [also neben der Depression] noch so zustande bringt.
;)
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Hatte gestern nach drei Monaten Wartezeit einen Termin beim niedergelassenen Psychiater: Bin jetzt krankenversichert, habe aber noch keine Versicherungskarte. Hab' in der Arztpraxis ein Schreiben der Krankenkasse mit meiner Versicherungsnummer vorgelegt. Hat ihnen nicht gereicht, und sie haben auch nicht gesagt "Wenn Versicherung nicht klappt, müßten Sie selbst bezahlen". Vielmehr wurde ich einfach wieder weggeschickt.
Na, dann eben nicht. Also lieber Selbsthilfe mit dem Buch.
Abendstern
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Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Abendstern »

Finsternis hat geschrieben:
Rasiel hat geschrieben:Glaubt ihr, früher hatten die Menschen weniger mit Depressionen zu kämpfen ?
Kann eigentlich nicht sein oder ?
Nein, das glaube ich in der Tat nicht. Manchmal weiß ich auch nicht, ob es heutzutage etwas voreilig ist, wenn man sofort von Depression spricht. Es ist wirklich schwer zu unterscheiden zwischen Faulheit und Depression, da gebe ich dir absolut recht.
Urgs? Schwer zu unterscheiden zwischen Faulheit und Depression? Eine Art Wohlstandsdepression? Ich glaube, daß jeder gesunde und sozial eingebundene Mensch den Drang verspürt, aktiv zu sein, sich einzubringen, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein. Nicht unbedingt im preußisch-deutsch-calvinistischen Sinne einer klassischen Arbeitstätigkeit, sondern auch familiär, ehrenamtlich oder künstlerisch. Gerade wenn man aber aus dieser sozialen Eingebundenheit herausfällt, entsteht bei vielen ja erst die Depression, die dann zur Resignation und somit schließlich zur "Faulheit" führt. Nach dem Motto: Bringt ja eh alles nix.

Und leider glaube ich durchaus, daß durch den immer geringeren sozialen Zusammenhalt Depressionen flächenbrandartig auf dem ? sind. Früher waren die Krisen gesamtgesellschaftlich vielleicht größer, aber gerade deshalb gab es meiner Meinung nach auch noch einen stärkeren Gemeinschaftssinn, um sich gegenseitig zu stützen und zu helfen. Heute scheint jeder nur noch sich selbst der Nächste zu sein. Einen kleinen süßen Hund rettet man schon mal aus dem Gulli, um sich werbewirksam auf Instagram als Gutmensch zu präsentieren, aber wenn es um die Wurst im zwischenmenschlichen Zusammenhalt geht, hui, da sieht es ganz schnell ganz schön zappenduster aus. Aus demselben Grund ist ja auch Heiraten mittlerweile out - man könnte sich ja verpflichten... Und überhaupt, für alles gibt es doch Versicherungen oder andere Bezahlservices, wozu sollte man sich denn da auch verpflichtet fühlen. Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist doch für alle gesorgt und die neue Maxime heißt ohnehin Geiz ist geil.

Ich glaube, so gesehen, geht es uns heute als Gesellschaft insgesamt offenbar in der Tat zu gut, als daß man das Bedürfnis hätte, wieder näher als Gemeinschaft zusammenzurücken oder die Nöte derer nachvollziehen zu können, die nicht für jede Hilfestellung Geld berappen können oder im Schadensfall von den Versicherungen aus der Sonnenschein-Werbung schlicht hängen gelassen werden. Früher hat man sich ganz selbstverständlich bei Umzügen und Wohnungsrenovierungen geholfen. Da wurde dann für alle noch gekocht und es war ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Ja, diese Zeiten habe sogar ich noch miterlebt. Heute aber hat jeder so furchtbar wichtige und elitäre Hobbys oder gesellschaftliche Verpflichtungen - selbst die Kleinsten schon - daß eine Umzugshilfe eher als unter der eigenen Würde und riesige Zeitverschwendung betrachtet wird. Heute hat man gefälligst ein Umzugsunternehmen und einen Maler zu beauftragen. Was früher selbstverständlich war und einen heiteren Nachmittag versprach, scheint mittlerweile schon fast in den Bereich der Unhöflichkeiten gerutscht zu sein.

Dazu passend der Verfall der Familien und das Aussterben der Großfamilien. Noch nie dürfte es so viele Single-Wohnungen und unentdeckt verstorbene Menschen wie heute gegeben haben. Selbst in der ärmsten Hütte läßt sich Geborgenheit und Rückhalt finden, in einer übersättigten Wohlstandsgesellschaft scheint aber gerade dies wohl zum raren Gut geworden zu sein...
Abendstern
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Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Abendstern »

Horla hat geschrieben:Hatte gestern nach drei Monaten Wartezeit einen Termin beim niedergelassenen Psychiater: Bin jetzt krankenversichert, habe aber noch keine Versicherungskarte. Hab' in der Arztpraxis ein Schreiben der Krankenkasse mit meiner Versicherungsnummer vorgelegt. Hat ihnen nicht gereicht, und sie haben auch nicht gesagt "Wenn Versicherung nicht klappt, müßten Sie selbst bezahlen". Vielmehr wurde ich einfach wieder weggeschickt.
Na, dann eben nicht. Also lieber Selbsthilfe mit dem Buch.
Genau das meine ich: Für Unterstützung in der Not bezahlen zu müssen. Arme reiche Welt.
Abendstern
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Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Abendstern »

Mein Gott, jetzt weiß ich, weswegen das "unzulässige Wort" oben mit einem Fragezeichen ersetzt wurde! Ha, das ist ja direkt lustig: Das Wort sollte V o r m a r s c h heißen. :lol:
Peterchen
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Re: Positive Erfahrungsberichte - überwundene Depressionen

Beitrag von Peterchen »

Das ist aber sehr ?.

Hurra, das Wort b a r s c h geht auch nicht :lol:

Super-System. Aber Hauptsache wir benutzen keine pösen Schimpfwörter. Es könnten ja Kinder mitlesen.
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