Verzweifelt - Psychopharmaka?

Praktische Erlebnisberichte und Hilfestellungen aus der Foren-Community; erfolgreiche und gescheiterte Therapien; Erfahrungen mit Psychotherapien und Therapeuten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hey zusammen,

dies ist mein erster Beitrag hier. Hab mich vorher irgendwie nie getraut... Aber irgendwie ist seit einem Jahr einfach alles zum kotzen.

Ich bin weiblich und 32 Jahre alt. Leide seit ich denken kann an Borderline und PTSD, vor einigen Jahren sind noch Depressionen und Alkohol dazugekommen. Und langsam hab ich das dagegen ankämpfen satt. Hab schon unzählige Therapien und Klinikaufenthalte hinter mir, doch so wirklich besser wird es nicht.

Die Suizidgedanken plagen mich auch schon seit etlichen Jahren, mal mehr mal weniger. Ende letzten Jahres hab ich einen wohl eher halbherzigen Suizidversuch mit Tabletten und Alk hinter mir. Der hat mir allerdings nur Intensivstation sowie geschlossene beschert.

Jetzt habe ich ein neues Antidepressivum (Clomipramin) bekommen, mit dem es vielleicht eher klappen könnte. Nachdem ich gegoogelt habe, hab ich folgendes gefunden:

Vergiftung mit trizyklischen Antidepressiva stellen die zweithäufigste Intoxikation bei Erwachsenen in suizidaler Absicht dar. Bereits das zehnfache der therapeutischen Dosis kann eine vital bedrohliche Intoxikation mit kardiotoxischen Effekte auslösen.

Tödliche Dosis:
Erwachsene ab 7 mg / kg Körpergewicht


sowie das:

Toxischer Bereich: Clomipramin + Metabolit: > 400 μg/l


Das heisst also bei einem Gewicht von 80 kg müsste ich 560 mg zu mir nehmen. Die Tabletten die ich habe (50 Stück) haben eine Dosis von jeweils 75 mg. Das erscheint mir also machbar. Wenn ich vorher noch nen paar Schlaftabletten und Tavor etc. zu mir nehme, würde ich dann irgendwas merken? Krämpfe oder so?

Ist jetzt nicht so, dass es akut ist, aber irgendwie beruhigt es mich, so nen Notfallplan im Hinterkopf zu haben.

Vielen Dank fürs Lesen,

Cassie
Windsbraut
Beiträge: 34
Registriert: Dienstag 16. Oktober 2012, 18:05

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Windsbraut »

Hallo!

Ich habe selbst noch nicht probiert mich mit Psychopharmaka zu suizidieren, dennoch würde ich dir davon abraten. Du hast dich bestimmt gut informiert und weißt vermutlich auch mehr darüber als ich, mir persönlich wäre es trotzdem zu unsicher. Ich bin keine Chemikerin und keine Medizinerin, es ist also durchaus möglich, dass meine Ideen hierzu irrelevant sind, ich denke aber, dass die Chance gefunden zu werden recht hoch ist, einfach, weil man auch nicht genau weiß, wie lange es dauert, bis der Tod eintritt. Es ist, meiner Meinung nach, auch schwer die richtige Dosis zu finden. Ich stelle mir das so vor, dass man bei Tabletten, gerade wenn man sie längere Zeit regelmäßig einnimmt, eine gewisse Toleranz entwickelt und dass sich die Psychopharmaka in Überdosierung bei dir möglicherweise anders auswirken, als bei Menschen, die noch gar keine genommen haben. Die Gefahr, die Tabletten wieder zu erbrechen ist auch recht hoch (ja, man könnte dann noch immer an seinem eigenen Erbrochenen ersticken). Spontan würde ich sagen, dass die Schmerzen, die du eventuell verspüren könntest, erträglich sind, da du doch den Tod dafür in Aussicht hast.

Du schreibst, dass es nicht akut ist, vielleicht solltest du deine Idee einfach nochmal überdenken und dir alternative Ansätze ansehen. Du findest hierzu auch viel im Forum, die meisten Methoden wurden schon umfangreich diskutiert (und teilweise sehr detailliert beschrieben), reinschauen lohnt sich. :wink:

Gute Nacht dir,

Windsbraut
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hallo Windsbraut,

vielen Dank für Deine Antwort.

Gerade bin ich mir unsicher, ob es gut ist, hier zu schreiben oder ich das eher lassen sollte. Denn eigentlich habe ich das ganze letzte Jahr ja echt gekämpft, mein Leben zu ändern und die Suizidgedanken weg zu bekommen. Aber es hat nicht geklappt. Jetzt weiss ich nicht, ob es alles eher noch schlimmer macht, wenn ich mich damit hier auseinandersetzte. Aber irgendwie muss ich das alles mal aus meinem Kopf raus kriegen.
Hab ja auch schon versucht, mit Freunden zu reden.. Aber als die mitbekommen haben, dass ich mich über meine Medis schlau mache etc. geraten alle immer in Panik und wollen mir die Polizei vorbei schicken. Also muss ich wohl mit diesen Gedanken alleine klar kommen. Denn nochmal ne geschlossene Station muss ich nicht nochmal haben. Da wird einem auch nicht wirklcih geholfen, man ist halt einfach nur aufbewahrt und alles wird nur schlimmer..

Es ist einfach so, dass es in mir irgendwie zwei unterschiedliche Seiten gibt. Die eine Seite will Leben, will glücklich sein, raus gehen, Freunde treffe - einfach NORMAL sein! Aber die andere, die destruktive Seite, will alles zerstören. Saufen, verletzen, Tabletten schlucken etc.
Und manchmal bin ich den Kampf dagegen einfach echt leid. Es wird einfach nicht besser und diese Seite ist einfach so stark. Und dann frage ich mich: Wozu das ganze? Wozu soll man ein Leben leben, in dem man oftmals einfach nur leidet. Sich schrecklich fühlt. Jeden nur belastet. Es einfach nciht mit sich aushält. Will das nicht mein Leben lang so weitermachen.
Dann gibt es manchmal wieder aber ein Funken Hoffnung, dass es sich doch noch ändern kann. Wenn ich nur doll genug kämpfe. Mich anstrenge. Und zusammenreisse. Mein Leben von Grund auf ändere.. Aber momentan fehlt mir dazu einfach die Kraft.

Der Gedanke, dass man es einfach so, von jetzt auf gleich beenden könnte, ist das eine unglaubliche Erleichterung. Letztes Jahr habe ich die ganzen Tabletten und den Alk aus einer Affektsituation heraus genommen. Ich wollte eigenltich nicht primär sterben, wollte aber, dass alles aufhört, ich meine Ruhe habe und das nicht mehr ertragen muss.
Das war überhaupt nicht vorbereitet und ne ziemlich dämliche Aktion. Daher möchte ich für den Fall der Fälle einfach gut vorbereitet sein. Aber irgendwie erscheint es mir auch etwas zu leicht, einfach nur 10 von den Tabletten zu nehmen und das wars dann.
Hab mich hier auch schon nach anderen Möglichkeiten umgesehen. Ich denke, eine der sichersten Methoden ist vermutlich, aus großer Höhe zu springen. Ich glaube allerdings, dass ich dazu irgendwie zu feige wäre. Ich hab tierische Höhenangst und krieg schon auf nem Riesenrad tierische Panik. Alles was mit ersticken zu tun hat, stell ich mir total schrecklich vor. Hatte als Kind öfters Atemnot, das möchte ich glaub ich nicht nochmal erleben. Die Methode mit dem Grill klingt ganz gut, das doofe ist nur, dass ich in so nem riesigen Haus mit kleinen Apartements wohne. Die Wohnungstüren gehen alle in so einen Innenflur und liegen sehr nah beieinander. Vermutlich würde es dann im Flur total nach Rauch riechen und jemand die Feuerwehr rufen (wenn nicht sowieso der Feuermelder angehen würde).
Daher fand ich die Tablettenmethode für mich so faszinierend, weil sie unauffällig und sehr einfach umsetzbar wäre.
Viele Grüße und einen schönen Tag
Cassie
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Gleich habe ich einen Termin bei meinem Therapeuten. Leider kenne ich den bisher noch nicht besonders gut, weil ich insgesamt erst 6 Termine bei ihm hatte, obwohl ich schon seit über nem Jahr bei ihm bin.
Aber durch diverse Klinikaufenthalte (Tagesklinik, Akutstation, und bis vor kurzem 4 Monate Psychosomatik) konnte ich nicht öfter hingehen.
Weiß gar nicht, was ich dem sagen soll. Traue mich nciht, dem von den Suizidgedanken zu erzählen, weil ich nicht einschätzen kann, wie er reagiert. Hinterher lässt er mich einweisen. Aber ich werde mir ja akut nix antun.
Über Weihnachten fliege ich in den Urlaub in die USA. Das will ich auf jeden Fall noch erleben. Die Zeit bis dahin werd ich noch überstehen.
Die letzte Etappe des Urlaubs ist San Francisco. Es hätte schon was, von der Golden Gate Bridge zu springen. Nur keine Ahnung, ob das effektiv ist. Zumindest hängen dort überall Notruftelefone mit Schildern, dass man, bevor man runterspringt, anrufen und sich Hilfe holen soll.
Na ja, bis dahin ist ja noch etwas Zeit.
xtc80
Beiträge: 30
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 16:42

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von xtc80 »

Hi, habs gerade nur mal kurz überflogen. Habe ja das gleiche Alter.

Ich frage mich, ob es mir alleine so geht, dass ich vereinsamt bin und eigentlich niemanden habe.
Mit dem ein oder andern hier würde ich theoretisch echt gerne mal etwas trinken gehen, wenn er/sie nicht zu weit weg wohnte.

Natürlich würde es schwer, wenn der andere sich dann irgendwann entschließt zu gehen. Aber selbst damit würde ich zurecht kommen.

War nur so ein Gedankenanstoß.
Hab eigentlich viel zu tun, aber ich krieg eh nichts auf die Reihe.

Lieben Gruß an dich Cassie.
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hallo xtc80,

vielen Dank für Deine Zeilen.
Das mit dem vereinsamt ist so ne Sache... prinzipiell hab ich schon ein paar Freunde (gehabt?). Aber der Kontakt zu anderen Menschen fällt mir so schwer. Ich fühle mich irgendwie innerlich einsam. Wenn ich unter anderen Menschen bin ist diese Einsamkeit manchmal sogar noch größer, weil ich mich nicht dazugehörig gehöre. Mich einfach anders fühle. Und es niemand verstehen kann.
Daher hab ich in letzter Zeit einfach meistens vermieden, mit Menschen zu nah in Kontakt zu kommen.
Ach, keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. In meinem Kopf ist alles wirr... vielleicht gelingt es mir ja zu einem anderen Zeitpunkt, es besser zu erklären.

Hatte gerade Therapie.. hab nur am Ende mal so angedeutet, dass ich diese Gedanken habe. Also nur ganz oberflächlich. Aber der ist gar nicht drauf eingegangen, meinte, damit kann er umgehen, viele seiner Patienten haben solche Gedanken.
Dabei möchte ich dich doch gar nicht mehr haben.. will doch normal sein. Andererseits auch nicht. Ist so widersprüchlich..
Liebe Grüße
xtc80
Beiträge: 30
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 16:42

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von xtc80 »

Cassie hat geschrieben:Hallo xtc80,

vielen Dank für Deine Zeilen.
Das mit dem vereinsamt ist so ne Sache... prinzipiell hab ich schon ein paar Freunde (gehabt?). Aber der Kontakt zu anderen Menschen fällt mir so schwer. Ich fühle mich irgendwie innerlich einsam. Wenn ich unter anderen Menschen bin ist diese Einsamkeit manchmal sogar noch größer, weil ich mich nicht dazugehörig gehöre. Mich einfach anders fühle. Und es niemand verstehen kann.
Daher hab ich in letzter Zeit einfach meistens vermieden, mit Menschen zu nah in Kontakt zu kommen.
Ach, keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. In meinem Kopf ist alles wirr... vielleicht gelingt es mir ja zu einem anderen Zeitpunkt, es besser zu erklären.

Hatte gerade Therapie.. hab nur am Ende mal so angedeutet, dass ich diese Gedanken habe. Also nur ganz oberflächlich. Aber der ist gar nicht drauf eingegangen, meinte, damit kann er umgehen, viele seiner Patienten haben solche Gedanken.
Dabei möchte ich dich doch gar nicht mehr haben.. will doch normal sein. Andererseits auch nicht. Ist so widersprüchlich..
Liebe Grüße
Liebe Cassie,

ich kenne das Gefühl ein wenig.
Ich habe gerade nicht so viel Zeit, sollte eigentlich aufräumen und den morgigen Tag vorbereiten.
Mir fällt das Aufräumen so schwer, aber ich hasse es, in einem dreckigen, unaufgeräumten Zimmer zu sitzen.

Habe deswegen wenig Zeit, viele Zeilen über mich zu verlieren.
Eine Übereinstimmung zu Grenzwelten und dir ist, dass ich ebenfalls Psychiatrieerfahrungen habe.
Hatte so gut wie schon immer Depressionen (z.Z. nehme ich Elontril) , seit 2009 mehrere Psychosen.

Kann mit stationärer Psychiatrie auch nicht so viel anfangen.

Ich wünsche dir einen schönen Abend.
Ich versuche gerade Kraft aus solchen kleinen Dialogen zu ziehen, auch wenn sie eben virtuell sind.
Habe nie eine Therapie gemacht. Irgendwie passte auch die Chemie nicht.

Grüße
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hi xtc,
danke, dass Du Dich mit mir austauscht.
Das mit den Erledigungen wie aufräumen etc. kenne ich von mir leider auch allzu gut. Mir fehlt zu solchen eigentlich nicht so schweren Dingen auch oft einfach die Kraft. Also nicht körperlich, aber es geht einfach nicht.

Das mit den Psychopharmaka ist irgendwie so ne Sache.. bei mir wurden schon alle möglichen Medis ausprobiert, aber so wirklich gebracht hat bisher nix. Und diese ganzen Therapien.. haben echt Kraft gekostet. Zum Teil hat es schon was gebracht, aber diese Sinnlosigkeit, die bleibt einfach. Dieses Leben ist halt einfach sinnlos. Aber ich frag mich, wie man das noch die nächsten 40 Jahre durchstehen soll.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es für mich keinen Platz auf dieser Welt gibt. Keinen Ort, an dem ich zu Hause bin. Wo ich mich sicher fühle. Geborgenheit.. das fehlt mir so sehr.. und die Sehnsucht nach irgend einem Menschen, der alles wieder gut macht und den es natürlich aber nicht gibt, weil niemand meine Eltern und meine verkorkste Kindheit ersetzten kann. Was man damals nicht bekommen hat, kann man jetzt auch leider nicht mehr aufholen. Mit diesem Loch in einem muss man halt lernen, zu leben. Ich weiß nur nicht, wie das gehen soll.

Möchte gerne einfach nur weg sein. Diesen aktiven Akt des Suizids mag ich eigentlich gar nicht. Ist mir irgendwie zu gewalttätig. Möchte einfach nur weg. Meine Ruhe. Nicht mehr diese Gefühle aushalten müssen.
Windsbraut
Beiträge: 34
Registriert: Dienstag 16. Oktober 2012, 18:05

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Windsbraut »

Hallo...

Ich finde, in einer Therapie müssen Suizidgedanken Platz haben. Sie müssen ausgesprochen werden dürfen in ihrer ganzen Tragweite (Planung, bevorzugte Methode, wie stelle ich mir die Beisetzung vor, was kommt danach, etc.) Ich interpretiere deine Beiträge so, dass du im Grunde genommen sehr unter diesen Gedanken leidest, dass sie dich immer wieder einholen und mehr oder weniger präsent in deinem Alltag sind. Du behältst sie für dich, weil du Angst hast, dass du eingewiesen wirst, dass man dich nicht versteht, etc. Deine Angst ist nicht unbegründt, da gebe ich dir vollkommen recht. Allerdings sehe ich diese Aussage
Aber der ist gar nicht drauf eingegangen, meinte, damit kann er umgehen, viele seiner Patienten haben solche Gedanken.
eher als ein positives Zeichen. Ich sehe es als Einladung darüber zu reden, sie nicht immer nur wegzuschieben, weil man keine Suizidgedanken haben darf und weil es dem therapeutischen Erfolg/Prozess im Wege steht, sondern es offen zu thematisieren. Zu thematisieren, dass du wankelmütig bist, dass du (falls es nicht so ist, betrachte es bitte als hinfällig) manchmal auch keine Lust/Energie mehr hast dagegen anzukämpfen.
Gerade bin ich mir unsicher, ob es gut ist, hier zu schreiben oder ich das eher lassen sollte.
Das ist eine Frage, die nur du dir beantworten kannst. Durch Selbstbeobachtung über einen längeren Zeitraum (ein Vorschlag). Ich finde es prinzipiell nicht ungesund hier zu schreiben. Du gibst diesen Gedanken damit Platz, sie dürfen in diesem Forum ein Stück weit existieren. Aber, du hast recht, viele Inhalte hier sind triggernd und schonungslos. Manche Beiträge sind für einen selbst konstruktiver, andere weniger, manche destruktiv. Du musst sicherlich achtgeben.

Ich stelle die Idee in den Raum so lange zu schreiben, wie es dir erstens gut tut und zweitens, bis du weißt, ob du mit deinem Therapeuten über das Thema sprechen kannst/darfst. Sollte das der Fall sein, dann könntest du das Thema Suizid (vll. schrittweise?) in die Therapie verlegen. Eine Idee wohlgemerkt unter vielen anderen, die vielleicht besser zu dir passen.

Schönen Abend an dich und auch an die anderen,

Windsbraut
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hallo Windsbraut,

habe den nächsten Termin bei dem leider erst in zwei Wochen. Aber irgendwie war das heute bei dem voll komisch. Der ist irgendwie so sachlich und distanziert. Da komm ich gar nicht so gut klar. Es ist halt immer so, dass ich dem zwar erzähle, wie es mir geht etc. aber es ist so, als ob ich über eine andere Person reden würde, so als ob ich gar nicht richtig da wäre.
Das hab ich dem auch gesagt, aber er ist gar nicht drauf eingegangen. Dabei will ich doch einfach nur jemanden, der mich versteht und mit dem ich offen reden kann.

Mir gehts gerade ziemlich mies, hab mit einem Freund telefoniert, der mich leider auch nicht wirklcih versteht. Der mir sagt, ich sei kindisch, solle mich erwachsen verhalten, wäre egoistisch und würde ihn ausnutzen, wäre nicht empathisch etc.
Dabei ist im moment einfach das einzige, was mich beschäftigt, die Frage, wieso ich überhautp noch weiterleben soll. Und was für nen Sinn das alles hat. Diese Gedanken über den Tod sind irgendwie beruhigend für mich. Aber es macht mir auch Angst und lässt mich verzweifeln. Aber es gibt niemanden, mit dem ich darüber reden kann.
Versuche das daher, mit mir alleine auszumachen. Aber das klappt auch nicht gut. Ach verdammt, wieso ist das Leben nur so verdammt schwer...
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Wieso mögen mich alle Leute nur, wenn ich mich verstelle? Wenn ich ihnen vemittel, dass alles toll ist? Diese doofe Fassade aufrecht erhalte? Wieso kann ich nicht einfach so sein, wie ich mich fühle und trotzdem gemocht werden?
Wieso komme ich mit dieser Welt nicht klar?
Wie kann ich mit ihr klar kommen?
Gibt es überhaupt einen Weg?
Diesen suche ich schon so lange. Doch wann merkt man, dass es nicht mehr klappt? Das man diesen Kampf aufgeben kann?
Ich will keinen Kampf mehr kämpfen, den ich eh nicht gewinnen kann.
Aber ich will auch nicht aufgeben, wenn ich ihn gewinnen kann...
Irgendwie ist das ganze verdammte Leben wie ein unzulässiges Wort Spiel.. diejenigen, die stark sind oder viele Fähigkeiten haben, kommen im Kampf vorran, erreichen ihr Ziel und haben Erfolg.
Die nicht so geschickten Spieler geraten irgendwann an eine Grenze, an der sie scheitern und scheiden aus dem Spiel aus..
Ich würde gerne wissen, wie man dieses Spiel spielen muss um zu gewinnen...
Aber das kann mir leider niemand sagen
Grenzwelten
Beiträge: 515
Registriert: Freitag 1. Juni 2012, 00:27
Wohnort: BW

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Grenzwelten »

liebe Cassie,

es tut mir sehr leid dass es dir so geht.
aber ich kann es vielleicht verstehen... mir geht es ähnlich
und viele deiner gedanken könnten meine sein...

alles liebe und viel kraft
Grenzwelten
Windsbraut
Beiträge: 34
Registriert: Dienstag 16. Oktober 2012, 18:05

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Windsbraut »

Hallo, Cassie

Bild

Diesen Smile hab ich gefunden. Ein Mini-Bild, das mein Mitgefühl visualisieren soll.

Hilft es dir, hier zu schreiben? Den Frust abzulassen und niederzuschreiben, was du gerade schwierig findest? Auch, wenn es auf Dauer keine( :?: ) Lösung ist, da hast du wahrscheinlich recht.
Wieso mögen mich alle [sic?] Leute nur, wenn ich mich verstelle?
Meine Idee dazu: Weil sie Angst haben. Das Thema Suizid gehört derzeit zu deinem Leben. Dieses Thema ist 'unheimlich' und mit viel Schmerz, Angst und Ungewissheit verbunden. Viele Menschen setzen sich nicht gerne mit soetwas auseinander, weil es gerade nicht in ihr Leben passt, sie selbst Probleme haben, etc. Ich meine das wertfrei, es ist eine sehr menschliche und vielleicht (?) sogar gesunde Eigenschaft zuerst auf sich selbst zu achten. Dadurch könnten dann womöglich auch Situationen entstehen, wie du sie mit deinem Freund erlebt hast (was sein Verhalten nicht rechtfertigt oder entschuldigt! Ich finde es im Gegenteil, (Wertung!) ganz unmöglich von ihm und gleichzeitig auf zynische Art und Weise komisch, weil er im Grunde genommen sein eigenes Verhalten beschreibt.

Ich habe hinter das 'alle' ein [sic?] gesetzt, weil es Menschen wie Grenzwelten gibt (ohne mit ihr geschrieben zu haben, nur über das Lesen ihrer Beiträge), die immer wieder sehr viel echtes (kann ich natürlich nicht 100% sagen) Mitgefühl zeigen und die eine Person, wenn sie sie schon mögen, so mögen würden wie sie ist. (Meine Wortakrobatik :roll: )

Zum Therapeuten: Hast du probiert, genau das
Aber irgendwie war das heute bei dem voll komisch. Der ist irgendwie so sachlich und distanziert. Da komm ich gar nicht so gut klar.
anzusprechen? Ob das ein "Wesenszug" von ihm ist, ob andere Klienten ihm das auch rückmelden? Oder ob er es eher situationsbedingt (er hatte einen schlechten Tag, ihr kennt euch nicht so lange und habt euch in sehr "zerpflückten" Abständen gesehen, etc.) einschätzen würde. Das ist wichtig!!! Wenn er der falsche Therapeut für dich ist, wenn du schon am Anfang merkst, dass die Chemie nicht stimmt, dann fände ich es wichtig, das anzusprechen! Es wäre dann nur ehrlich das Verhältnis zu beenden und dir einen anderen Therapeuten zu suchen (ich weiß...furchtbar :( ) bevor du wieder eine Enttäuschung erlebst. Ich finde, du musst so genau wie möglich wissen, worauf du dich bei dieser Beziehung einlässt und wenn das von dir Beschriebene tatsächlich ein Knock-out Kriterium ist, dann wechsle! Ich sehe das ein bisschen so, wie wenn du Rollstuhlfahrer wärst und dieser Therapeut wohnt im fünften Stock eines Altbaus ohne Lift. Du weißt, du brauchst einen Lift, er weiß, er hat keinen Lift. Da kommt ihr nicht zusammen und es ist "sinnlos" um dieses Verhältnis zu kämpfen. Ich hoffe, ich habe so halbwegs ausgedrückt, was ich vermitteln wollte.

Ich bin müde und wünsche dir und den anderen eine gute Nacht!

Windsbraut

PS: Ich hoffe, ich dränge dich zu nichts. Ein Gedanke, der mir gerade gekommen ist.
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Liebe Grenzwelten,

vielen Danke für Deine Anteilnahme. Es tut gut, dass es irgendwo Menschen gibt, die das, was in meinem Kopf vorgeht, verstehen können oder selbst kennen. Dann fühlt man sich nicht mehr ganz so wie ein Alien auf einem fremden Planeten.
Ich möchte dir auch ganz viel Kraft für Deinen Kampf wünschen. Ich hoffe, dass auch Du manchmal noch Hoffnung hast, dass es sich ändern kann und das Leben nicht ganz umsonst ist (obwohl mir diese Gedanken gerade auch sehr weit weg erscheinen).

Liebe Windsbraut,

ganz vielen Dank für den Smiley. Der ist echt süß.
Windsbraut hat geschrieben:Hilft es dir, hier zu schreiben? Den Frust abzulassen und niederzuschreiben, was du gerade schwierig findest? Auch, wenn es auf Dauer keine( :?: ) Lösung ist, da hast du wahrscheinlich recht.
Also im Moment hilft es mir schon irgendwie. Ich habe das Gefühl, dass die Gedanken mich nicht mehr ganz so doll bedrängen, wenn ich sie einfach aufschreiben kann. Aus meinem Kopf rausbringen kann. Und dass man es hier relativ `unzensiert` tun darf. Bin seit langem in einem Borderline Selbsthilfe-Forum angemeldet, jedoch ist in solchen Foren das schreiben über Suizid ja nur begrenzt möglich, wenn man nicht die Polizei vor der Tür stehen haben will.
Und ich will mir ja auch nicht akut was antun, jedoch sind diese Gedanken gerade einfach sehr stark und ich möchte sie loswerden. Weil ich alleine damit nicht so gut klar komme. Und ich möchte mir auch einen Notfallplan überlegen dürfen und darüber reden. Wie ich den letzten Weg möglicherweise gestalten möchte.
Ohne auf die ganze sch*** moralischen Wertvorstellungen der anderen Menschen berücksichtigen zu müssen. Und ohne jemanden in die Sitation zu bringen, in der er denkt, er müsse jetzt für mich handeln weil er sich sonst wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar machen würde.
Ich wünsche mir von den Menschen ja auch gar nicht, dass sie mich verstehen oder mich bemitleiden oder so. Aber ich hätte einfach gerne jemanden, mit dem ich diese Gedanken teilen kann.
Dass ich mit diesem Freund nicht hätte reden sollen ist mir jetzt auch klar, das war wohl ein Fehler und total egoistisch von mir. Mir war nicht klar, dass er momentan auch gerade ähnliche Gedanken hat und ich ihn mit meinen Worten vermutlich echt runtergezogen habe. Daher muss ich das jetzt versuchen, mit mir alleine auszumachen.

Das mit dem Therapeuten ist echt schwierig. Ich hab ihm gesagt, dass es für mich komisch ist und dass ich mich in seiner Gegenwart einfach in so einem Beschützerzustand befinde. Keine Emotionen, alles wie im Film, ich rede und weiss jetzt nicht mehr, was ich alles geredet habe. Er ist darauf allerdings nicht eingegangen.
Mir jetzt nochmal nen neuen zu suchen, pack ich grad einfach nicht. War letztes Jahr bei so vielen verschiedenen um zu testen und hab mich dann letztendlich für ihn entschieden. Jetzt ist der Antrag gerade bewilligt worden. Ich glaube, das Problem liegt auch eher bei mir selbst. Mir fällt es sehr schwer, anderen Menschen Vertrauen zu schenken und mich zu öffnen. In der Klinik hat das acht Wochen gedauert. Vielleicht muss ich mir da einfach mehr Zeit geben.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag,
Liebe Grüße
Cassie
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Sitze auf der Arbeit und kriege nix hin. Starre auf meinen Bildschirm und warte, dass die Zeit vergeht. Kann mich auf den Kram nicht konzentrieren. Macht doch alles keinen Sinn... Wofür mache ich das ganze? Weil ich das Geld brauche. Aber Geld macht einen ja auch nicht glücklich.
DIe Frage ist, was macht mich glücklich? Was macht mir Spaß? NICHTS, einfach nichts!
Aber man muss jeden Tag einfach funktionieren. Die Maske aufsetzten und so tun, als wär man kompetent, hätte Lust auf den ganzen Müll, als würde man im Leben klar kommen. Das ist sooo anstrengend.
Am liebsten würd ich jetzt gerne einfach ein paar Sachen packen, mein Handy ausstellen, alles Geld, was ich noch hab, abheben und irgendwo hin verschwinden. Wo mich niemand kennt. Wo mich alle in Ruhe lassen. Wo ich nicht mehr den gesellschaftlichen Normen gerecht werden muss.

Aber wegrennen bringt ja auch nichts. Vor mir selbst kann ich leider nicht wegrennen. Ich muss es mit mir aushalten. Mit mir leben. Würde mich jetzt gerne einfach besaufen. Nix mehr mitkriegen müssen. Irgendwo in einem einsamen Hotel. Nur saufen und nix denken müssen.
Nur irgendwann holt einen das Leben ja wieder ein. Es sei denn, man hat einen guten finalen Plan.

Ist irgendwie komisch.. mit Menschen um mich herum klappt es nicht, aber alleine kann ich auch nicht sein. Und finde keinen Ausweg
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