Also dieser Gedanke "ich wurde nie gefragt" wird ja im Forum seit Jahren immer wieder mal durchgekaut. Dabei ist diese Feststellung "ich wurde nie gefragt" voellig ueberfluessig, Es ist ja eine Wirklichkeit, dass "Du" da bist (und jeder andere ebenso". Ob gefragt oder nicht, sei dahingestellt. Mit deiner Anwesenheit auf der Welt verknuepfen sich bestimmte soziale Eigenschaften. Einsamkeit zum Beispiel ist die groesste Strafe, die der Mensch kennt (Lese nochmals Robinson Cruoso, ein Kind der Kolonialzeit, der sich am Ende aus Einsamkeit so sehr "erniedrigte" (aus seiner Warte gesehen)", dass er lieber die Gemeinschaft mit einem "Untermenschen", einem Neger, verbrachte, als weiter alleine zu sein.Peterchen hat geschrieben:Die Frage ist eher: Mit welchem Recht erwarten Eltern, dass man ihretwegen ein qualvolles Leben führt? Von einem anderen Menschen zu verlangen, dass er noch Jahrzehnte weiterleidet, nur damit man nicht um ihn trauern muss, ist der Gipfel des Egoismus.cabinas hat geschrieben:Du solltets m.A.n. viel eher darueber reflektieren, ob nicht genau diese Tatsache, dass du das einzige Kind ist, dass deine Eltern haben, dich vom Suicid abhalten sollten. Gedanken darfst du haben soviele du willst, Die Handlung aber, die bedenke unter diesem Aspekt.
1) Sie werden sich riesig gefreut haben als du zur Welt kamst. Dies Tatsache deiner Geburt gab ihnen die Identitaet des Eltern-Seins und hat womoeglich ihre gemeinsame Liebe bestaerkt. Das vernichtest du. Mit welchem Recht?
Außerdem ist Fortpflanzung kein altruistisches Projekt. Beim Kinderkriegen geht es nicht darum, einer nicht-existierenden Person einen Gefallen zu tun, indem man ihr dieses tolle Leben schenkt. Das würde auch keinen Sinn ergeben, denn erstens haben nicht-existierende Personen kein Interesse am Leben, zweitens ist es fraglich, ob man ein Leben voller Strapazen, das nach ein paar Jahren auf Alter und Krankheit hinausläuft, wirklich als "Geschenk" bezeichnen kann. Insofern: Kinder bekommt man aus Egoismus. Man möchte etwas niedliches zum Knuddeln, man möchte Gesellschaft. Und in manchen Fällen geht es ja auch gut, weil Menschen entstehen, die ihr Leben einigermaßen ertragen. Wenn es aber schief geht, und ein Mensch entsteht, der sein Leben als Zumutung empfindet, dann gibt es schon aufgrund der Unfreiwilligkeit der Geburt keine Pflicht, am Leben zu bleiben.
Aber so ist es doch. Die Geburt ist eine Art Überrumpelung. Unsere Existenz beginnt als Lebensbereicherungsprojekt unserer Eltern, ohne dass wir dabei mitreden konnten. Wenn das Leben aber schon unfreiwillig beginnt, dann sollte es zumindest im Erwachsenenalter freiwillig sein. Als Erwachsene sollten wir frei entscheiden können, ob wir das Leben, das uns aufgedrängt wurde, überhaupt wollen, oder ob wir in die Nichtexistenz zurückkehren möchten. So wie wir als Erwachsene entscheiden können, ob wir in der Kirche bleiben wollen, in die wir durch die Taufe ungefragt hineingesteckt wurden.3) Es gibt so etwas wie Verantwortung deinerseits. Und bitte komme nicht mit dem Spruch, man habe dich nie gefragt ob du geboren werden willst.
Also, soziale Gebundenheit ist eine Wirklichkeit. Das ist dein Naechster. Das ist Teil des Menschseins. Wenn du nun sagst "ich wurde nie gefragt" und daraus Konsequenzen ziehen moechtest, musst du ebenso konsequent die Gemeinschaft der Menschen meiden, komplett und vollstaendig. Wenn du sie nicht meidest, akzeptierst du dein Menschsein, akzeptierst also, zwar nicht gefragt worden zu sein, aber vorhanden zu sein.
In dem du die Menschheit, die soziale Gemeinschaft, akzeptierst, akzeptierst du auch bestimmte Regeln die sie sich selber gab.
Eine der Regeln lautet Solidaritaet mit dem Schwachen. (Vor 500 Jahren hat Cabeza de Vaca auf seiner Flucht durch Florida erlebt, dass Indios die Alten und Kranken, die nicht mehr weiter konnten, die Kehle durchschnitten. Das haben alle akzeptiert).
Es ist ein Klischee zu sagen, meine Eltern stellen sich hin und verlangen dass ich ein leben in Qual fuehre. Keine Eltern tun das. Eltern leiden mit dir mit. Normalerweise.
Von der "Fortpflanzung" hast du, scheint mir, keine Ahnung. Natuerlich gibt es Menschen, die wollen auf Teufel komm raus ein Kind, wie andere Leute ein Auto.
Allgemein aber ist es, dass ein Kind die Frucht von Liebe ist, von gegenseitiger Hingabe. Das ist kein dummer Spruch. Die sagen nicht "nun machen wir ein Kidn", sondern die Frau sagt eines tages "du ich krieg ein Kind" und der Mann ist aus dem Haeuschen. Ausnahmen abgesheen,wie immer.
Warum?
Weil dadurch ihre Liebe, ihre Verbundenheit, eine gemeinsame Identitaet bekommt. Wie ein Volk eine politische Identitaet benoetigt, so gibt es die liebende Identitaet zwishcen Menschen. "Wir haben was gemeinsames gemacht", unser Kind.
Ich weiss ja nichts von dir, weiss also auch nicht wie du zu Kindern stehst, aber lass dir gesagt sein, dass wir, die Menschen, durch unsere Kinder leben. Und nicht durchs Kino.
Es wird sich also kein Elternteil hinstellen und sagen: Nun leide mal tuechtig mein Sohn, damit wir weiterhin dich sehen koenenn. Die werden, wie gesagt, mit dir mit leiden. Manchmal bekommt so etwa sdas "Kidn" nicht mit.
Du meinst: ",,,ob man ein Leben voller Strapazen, das nach ein paar Jahren auf Alter und Krankheit hinausläuft, wirklich als "Geschenk" bezeichnen kann."
Ich hab das Beispiel gebracht aus dem Heim fuer geistig und koerperlich Behinderte. ja, sie haben es als Geschenk gesehen und keiner wollte sterben.
Davon abgesehen: der Vorgang des Alterns und Sterbens ist in der gesamten Natur. Mit der Denkform, das man dieses altern und sterben nur als Last empfinden kann, muesste als Konsequenz in sich tragen, die gesamte Natur zu vernichten, weil sie sowieso nur altert und stirbt. Da kann man sie auch gleich in die Luft bomben.
Du schreibst: " Unsere Existenz beginnt als Lebensbereicherungsprojekt unserer Eltern, ohne dass wir dabei mitreden konnten"
Das ist meiner Ansicht nach ziemlich verachtlich gedacht ueber den gemeinsamen Wunsch von liebenden Menschen ein Kind als Gemeinsames "Produkt der Liebe" haben zu wollen.
Und ja, ich weiss, viele Kinder kommen "zufaellig" auf die Welt, werden, wie Brel das so schoen sang, "auf dem Klo gezeugt". Das nimmt aber nicht das Wesen des Kindseins und der Liebe weg. Ich glaube, wenn du wirklich so denkst, dann ist dein Blickwinkel schraeg,. dann versuche das doch mal aus anderer Richtung zu sehen.
Und wenn du noch nie die Sehnsucht hattest mit einem Menschen den du libst ein Kind zu haben, hast du etwas versaeumt.
Du tust wirklich so, als haben dich deine Eltern aus Sadismus gezeugt, damit es dir richtig elend geht und sie dir nun im Weg stehen beim abtreten aus der Welt.
Nein.
Du siehst doch, dass du die Freiheit hast aus dem Leben zu gehen. Du willst es doch.
Deine Eltern stehen nicht mit gezuecktem Revolver da um dich zu hindern.
Aber sie leiden mit. Und sie wollen nicht leiden (wie auch du nicht leiden willst), also werden sie versuchen dich dazu zu bewegen am Leben zu bleiben.
Das ist ein normaler Vorgang.
Davon abgesehen: niemand hier weiss, was morgen ist. Schon morgen kannst du deine Ansicht und Absicht grundlegens geaendert haben.
Nur der Klarheit wegen: Ich stand selber hier und war bereit mein Leben weg zu geben weil ich es unertraeglich fand, schmerzhaft. Ich weis was leiden ist. Ich habe alles gehabt fuer den Suicid. Aber dann ist etwas eingetreten (was ich nicht nenne), ploetzlich, von jetzt auf sofort,. eine "Ungeheuerlichkeit" die alle meine Plaene zu Makulatur machte.
Und genauso kann es bei dir sein, Oder sonstwem. Und dann sieht man die Welt ploetzlich aus anderem Blickwinkel, und man erkennt, so wie ich dachte, war es ein kleiner Tellerand.
Auf den Nenner gebracht: Solange du atmest bist du Teil der Gemeinschaft und damit Teil der Regeln, die sich die Gemeinschaft gab. Dazu gehoert Solidaritaet, Ehrlichkeit, Respekt, und Dankbarkeit.
War dein Leben eine einzige Kette von Leid, Tag fuer Tag fuer Tag und Stunde um Stunde? Schon als Kleinkind?
Oder gabs nicht auch schonee Momente, in denen du dich gluecklich fuehltest? Und sei es in der Kindheit. Nie gelacht?
Meine Fluechtigkeitsfehler bitte ueberlese, ich sitze hier mit krummen Ruecken....