Eltern

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Springer

Eltern

Beitrag von Springer »

Könnt Ihr es nachvollziehen, wieso eure Eltern irgendwas von euch wollen?

Ich bin absoluter Loser, habe nichts, kann nichts.

Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie unbedingt einen Grund suchen, warum ich nun doch gut sein soll.

Hat das unbewusst damit zu tun, dass die ihre Gene weitergeben wollen? Aber das würde ja auch keine Sinn machen....weil sie wissen, dass das kaum passieren wird. Vielleicht irgend ein primitiver Instinkt?
glycerine

Re: Eltern

Beitrag von glycerine »

Vielleicht wollen sie einfach nur wissen, dass sie keine schlechten Eltern waren.
Wenn sie mit ihren Freunden reden, dann wollen sie nicht das Gefühl haben bei der Erziehung versagt zu haben. In meinem Fall würde ich ihnen auch nicht die Schuld geben an meinem Versagen.
Springer

Re: Eltern

Beitrag von Springer »

Ich gebe zu, die Frage ist ziemlich kühl gestellt....ja, dieser Drang sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern, gibt es ja überall in der Natur. Und das soziale Umfeld sorgt für eine gewisse Kontrolle, dass das auch so geschieht.

Vielleicht beschäftigt mich die Frage deshalb, weil ich diesen Willen, Kinder zu haben, so gar nicht nachvollziehen kann. Dazu muss man wohl ein stabiler Mensch sein, der sich nicht selbst zu stark abwertet. Ich würde es zurückhaltend gesagt schon seltsam finden, wenn da eine Art Abbild von mir herumliefe..
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Eltern

Beitrag von Abendstern »

Springer hat geschrieben:Ich bin absoluter Loser, habe nichts, kann nichts.
Dem muß ich vehement widersprechen! ;-)
Springer hat geschrieben:ja, dieser Drang sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern, gibt es ja überall in der Natur. Und das soziale Umfeld sorgt für eine gewisse Kontrolle, dass das auch so geschieht.
In der Natur meiner Eltern hat dieser Drang offenbar einen Gendefekt... :roll: Und dem sozialen Umfeld ist das leider auch so ziemlich schnurz. Ich denke mir immer wieder, es ist schon krass, auf dieser Welt so ganz ohne Eltern unterwegs zu sein. Ich glaube, die meisten können sich gar nicht vorstellen, wie das ist...
Springer hat geschrieben:Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie unbedingt einen Grund suchen, warum ich nun doch gut sein soll.
Vielleicht, weil sie Dich lieben und mehr in Dir sehen, als Du selbst? Und ja, ganz pragmatisch gesehen, will man als Eltern sicherlich auch nicht gerade das Gefühl haben, versagt zu haben oder seine Nachwuchs-Träume nicht erfüllt zu sehen. Für meine Mutter ist mit meinem Schicksalsschlag auch eine Welt zusammengebrochen. Ihre Trauer und ihr Entsetzen hatte ganz klar auch etwas mit ihren eigenen Träumen zu tun, die in diesem Moment gegen die Wand gefahren sind.
Erloesung
Beiträge: 281
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Eltern

Beitrag von Erloesung »

Eltern.. ein sehr großes Thema.

Ich denke, es kommt zu 90% auf die Eltern darauf an, ob man ein "schönes" Leben bekommt oder ein schlechtes.

Wieder so eine Sache, was mich am Leben "nervt". Man hat es überhaupt nicht in der Hand, ob man "gute" Eltern bekommt oder schlechte.
Ich könnte viel über meine Eltern schreiben, aber da bekomme ich nur Wut und Enttäuschung.
Hurlinger
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Registriert: Donnerstag 19. Oktober 2017, 19:41

Re: Eltern

Beitrag von Hurlinger »

Springer hat geschrieben:Könnt Ihr es nachvollziehen, wieso eure Eltern irgendwas von euch wollen?

Ich bin absoluter Loser, habe nichts, kann nichts.
Das ist ein gesellschaftliches Problem, dass sich jemand nicht wert fühlt für irgendetwas in dieser Welt gut zu sein.
Dazu empfehle ich das Buch: Traumfänger von Marlo Morgan

Da wird von Ureinwohnern geschrieben, die jeden in ihrer Sippe wertschätzen, egal, was er kann.
Ist aber auch der schönste Auszug aus dem Buch.

Eltern haben/sein birgt immer Konflikte.
Meine Eltern, habe ich eigentlich mal gedacht, waren gar nicht so schlecht,
Ich habe jeden verstanden, der zu Hause mit körperlicher Gewalt zurechtkommen musste, dass er irgendwelche Schäden davon trägt.
Dann musste ich aber erkennen, auch durch Therapien, dass ich schon ziemlichen Psycho-Terror seitens meiner Eltern ausgesetzt war. Ich hatte mir nie darüber Gedanken gemacht. Aber wenn man urplötzlich eine Angststörung mit Panik-Attacken und anschließenden Depressionen entwickelt, fragt man sich schon: Woher habe ich das?
Ich bin selbst Elternteil und hatte immer fürchterliche Angst bei der Erziehung meiner Kinder zu versagen und alles falsch zu machen.
Jede Generation meint, die Vorgängergeneration hätte alles falsch gemacht und jetzt würde man es alles richtig machen.
Das ist ein Trugschluss.
Jede Generation macht oft gravierende Fehler. Richtig und Falsch gibt es einfach nicht.
Wann sind Eltern gut oder schlecht? Jeder schleppt ein Päckchen, manchmal auch Paket, aus seiner Vergangenheit mit und kann oft gar nicht anders.
Eltern wohlbehüteter Kinder (heute auch schon mal Helikoptereltern genannt) meinen es auch nur gut und erreichen oft das Gegenteil.
Vernachlässigung und Gewalt geht auch gar nicht, passiert aber leider viel zu oft!
Wenn Eltern oftmals beide meinen sich den A***h aufreißen zu müssen, um in der Konsumterrorwelt bestehen zu können, werden Kinder auch oft vernachlässigt.
Was mir sehr geholfen hat ist, dass meine Kinder mir im Erwachsenenalter gesagt haben, dass sie froh seien, solche Eltern gehabt zu haben.
Das gibt mir zumindest das Gefühl da nicht völlig versagt zu haben.
Ich bin stolz darauf keine egoistischen, selbstsüchtigen Ellbogenkämpfer in die Welt gesetzt zu haben.
Gruß
Hurlinger
glycerine

Re: Eltern

Beitrag von glycerine »

Wir haben uns selbst zu Nutztieren degradiert, kein Wunder dass ein Scheitern und das
nicht funktionieren eine Todsünde für die meisten darstellt.
Die Gesellschaft und dieser Kapitalismus
kennen eben nur nützlich oder unnütz.

Man schämt sich wenn man nichts mehr zu stande bringt
und auf Hilfen angewiesen ist, aber die Gesellschaft tragt einen großen
Teil zu diesem Dilemma bei.
Erloesung
Beiträge: 281
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Eltern

Beitrag von Erloesung »

Hurlinger hat geschrieben: Jede Generation macht oft gravierende Fehler. Richtig und Falsch gibt es einfach nicht.
Das ist ein sehr wahrer Satz. Ich hab letztens ein Interview mit einem Schriftsteller gesehen und dieser meinte, dass ein Mensch gar keine Fehler machen kann. Denn, wenn man vorher wüsste, dass man einen Fehler macht, dann würde man dies ja nicht machen. Ergo, gibt es eigentlich keine Fehler.
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Eltern

Beitrag von Peterchen »

Es gehört aber doch nicht zur Definition von "Fehler", dass man vorher weiß, dass es ein Fehler ist.
Erloesung
Beiträge: 281
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Eltern

Beitrag von Erloesung »

Peterchen hat geschrieben:Es gehört aber doch nicht zur Definition von "Fehler", dass man vorher weiß, dass es ein Fehler ist.
Hm.. das ist jetzt komplex. (bin da jetzt selbst teilweise überfragt grade :) ) Ich will eben damit sagen, dass ich auch denke, dass ein Mensch nicht unbedingt Fehler macht. Natürlich wird in unserer Gesellschaft immer von Fehlern gesprochen, wenn jemand was "falsches" gemacht hat. Ist irgendwie ein sehr komplexes Thema.
Riesenschnauzer
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Registriert: Mittwoch 13. Dezember 2017, 17:35

Re: Eltern

Beitrag von Riesenschnauzer »

Fehler würde ich so definieren, dass die Folgen einer Handlung nicht unmittelbar ersichtlich sind, sich aber im Nachhinein als Nachteil herausstellen. Wobei dann in einem zweite Schritt gefragt werden könnte, ob es sich subjektiv um einen "fahrlässigen" Fehler handelte oder um einen unvermeidbaren.
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