Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

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chris84

Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Bevor ich zu meiner eigentlichen Frage komme, muss ich etwas ausholen. Ich habe ja im Laufe der Zeit einiges an Infomaterial bzgl. humanen Suizidmethoden gesammelt und in einem Ordner auf dem Laptop gespeichert. Ich hatte mal so überlegt, ob und wie ich diese ganzen Infos meinen Eltern eines Tages zukommen lasse.

Was jetzt zunächst etwas verrückt und verantwortungslos klingen mag hat jedoch einen ernsten Hintergrund. Meine Eltern sind Mitte 50 (ich bin 32), sie sind gesund, stehen voll im Leben und werden wahrscheinlich auch eine gute Rente bekommen. Alles bestens sollte man meinen. Aber auch sie werden irgendwann an einem Punkt im Leben ankommen wo es möglicherweise nicht mehr erträglich sein wird. Sei es nun durch eine schwere Krankheit oder durch das Alter (und die damit drohende Pflegebedürftigkeit).
Und ich bin Einzelkind. Das heißt, wenn ich mich eines Tages verdünnisiere dann werden sie ganz allein sein. Also es wird kein Familienangehöriger mehr da sein der sich dann im Alter und/oder bei einer Krankheit um sie kümmern kann. Und eine gute Rente schützt meine Eltern nicht vor schlimmen Krankheiten und auch nicht vor den katastrophalen Zuständen die in unseren Pflegeheimen herrschen.

Warum sollte ich meinen Eltern nun solche Suizidanleitungen hinterlassen? Ich will ihnen damit eine Wahlmöglichkeit einräumen. Wenn sie an einen solchen Punkt im Leben angekommen sind, möchte ich dass sie eine Wahl haben. Eine Wahl zu entscheiden ob sie den Weg bis zum bitteren Ende gehen oder doch lieber friedlich einschlafen wollen. Nein, natürlich ist es kein schöner Gedanke wenn ich mir vorstelle wie sich meine Eltern selbst umbringen würden. Aber noch schlimmer finde ich den Gedanken dass sie mal qualvoll an Krebs sterben könnten oder ganz allein im Pflegeheim vor sich hin vegetieren und von den ganzen Ärzten und Pflegern abhängig sind.

Die Idee ist noch nicht ganz zu Ende gedacht. Wie ich das Ganze umsetze ist noch nicht geklärt. Aber mich interessiert jetzt mal eure Meinung dazu. Ist es moralisch verwerflich seinen eigenen Eltern solche Aufzeichnungen zu hinterlassen? Auf den ersten Blick vielleicht ja, aber unter den beschriebenen Punkten?

Folgende Infos würde ich ihnen geben:
1. Kontaktdaten von verschiedenen Sterbehilfeorganisationen (ich würde auch immer erst zu Sterbhilfe raten, bevor man sich mit diversen Suizidmethoden befasst.)
2. Literaturempfehlungen (Friedliche Pille, Wozz-Buch usw.)
3. Anleitungen für die CO- und Sticktoff/Heliummethode (Fliesenbourg, Scrooge + eigene Anmerkungen)
4. Anleitungen für zwei Cocktails (Amitrip. und Chloroquin)
5. Tipps für die Beschaffung der einzelnen Medikamente

Es ist zunächst nur ein Gedankenexperiment meinerseits aber wie denkt ihr so darüber?
Thorsten3210
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Thorsten3210 »

@Chris, ich schreib es noch mal hier rein, da es für andere auch interessant sein könnte. Ich bin der Meinung, dass es in erster Linie davon abhängt, wie Deine Eltern generell zu dem Thema "Suizid" stehen. Es gibt viele Menschen, die (z.T. auch religiös bedingt) davon absolut nichts hören wollen und völlig dagegen sind. Solchen Menschen würde man ja mit einer solchen Hinterlassenschaft keinen Dienst erweisen, sondern es stellt im Gegenteil eine Belastung dar. Normalerweise, wenn der Mensch einigemaßen gesund ist und sozial integriert ist mit Arbeit, Freundeskreis, Partner usw., spielt für den das Thema Suizid überhaupt keine Rolle. Erst wenn das Leben unerträglich wird, durch Arbeitslosigkeit, Krankheit etc., rückt es in den Focus. Als bei mir noch alles ok war, da habe ich nicht eine Sekunde an so ein "düsteres" Thema gedacht. Also, um es kurz zu machen: Wenn Du Dir sicher sein kannst, dass Deine Eltern dem Thema positiv gegenüber stehen, dann würde ich den Eltern sowas hinterlassen, ansonsten aber eher nicht.
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

Du solltets m.A.n. viel eher darueber reflektieren, ob nicht genau diese Tatsache, dass du das einzige Kind ist, dass deine Eltern haben, dich vom Suicid abhalten sollten. Gedanken darfst du haben soviele du willst, Die Handlung aber, die bedenke unter diesem Aspekt.

1) Sie werden sich riesig gefreut haben als du zur Welt kamst. Dies Tatsache deiner Geburt gab ihnen die Identitaet des Eltern-Seins und hat womoeglich ihre gemeinsame Liebe bestaerkt. Das vernichtest du. Mit welchem Recht?
2) Sie haben dich in ihrem Bild erzogen, ernaehrt, behuetet. und nicht zuletzt geliebt. Du drueckst mit dem Suicid aus, es war es nicht wert was sie gaben und taten.
3) Es gibt so etwas wie Verantwortung deinerseits. Und bitte komme nicht mit dem Spruch, man habe dich nie gefragt ob du geboren werden willst.

Also, ist die Tatsache, dass du deinen Eltern wert bist, und ist die Tatsache, dass deine Eltern d i r viel wert sind (sonst wuerdest du nicht solche Ueberlegungen haben) , nicht der Gedanke wert, sich um ihretwegen aufzubewahren, weiter zuleben, und nicht deine dunklen Seiten auf sie abwaelzen?

Nur damit Klarheit herrscht zwischen dir und mir: Ich sage das nicht vom hohen Podest des guten Lebens herab.
Nochmals: Es gibt so etwas wie Verantwortung. Auch deinen Naechsten gegenueber.

Denk drueber nach.
alycat
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von alycat »

Ich werde diary hinterlassen.
Darin sind menschen aus dem engl. Chat u ein paar Bilder u einige Mails...liebe Sachen u traurige.
Aber ne Sammlung über Methoden. ..das würde ich ni hinterlassen. ..ich glaub das ist sehr schwer für Eltern sein wird sowas zu lesen geschweige überhaupt zu öffnen.
ich könnte das ni behalten. ..hätte ein kind...
aber ich bin auch ni stark.
chris84

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Erstmal danke für eure Rückmeldungen.

Also religiös sind meine Eltern nicht direkt. Daraus kann ich aber noch nicht ableiten wie sie dem Thema Suizid bzw. Sterbehilfe gegenüber stehen. Das Problem (nicht nur bei meinen Eltern, sondern generell in der Gesellschaft) ist dass sich kaum jemand mit dem Thema auseinandersetzen will. Nach dem Motto: „Ich bin noch nicht so alt also muss/will ich darüber nicht nachdenken.“ So ist es auch bei meinen Eltern. Ihnen ist das Thema Sterbehilfe eher egal.

„Normalerweise, wenn der Mensch einigemaßen gesund ist und sozial integriert ist mit Arbeit, Freundeskreis, Partner usw., spielt für den das Thema Suizid überhaupt keine Rolle. Erst wenn das Leben unerträglich wird, durch Arbeitslosigkeit, Krankheit etc., rückt es in den Focus.“
Genau das war auch mein Gedanke. Erst wenn dieser Punkt eingetreten ist fangen die Leute an über das Thema nachzudenken und nicht vorher wo noch alles schön ist.
Ich hab bisher vergeblich versucht meine Eltern dazu zu bringen sich wenigstens mal über das Thema Patientenverfügung Gedanken zu machen. Aber auch da blocken sie ab oder weichen aus. Kleines Beispiel, letztens erzählt mir mein Vater so nebenbei dass ein Arbeitskollege an Krebs verstorben ist. Als ich dann versucht habe das Gespräch vorsichtig in Richtung Patientenverfügung zu lenken:

Vater: „ Mit dem Thema kommst du jetzt um 14:50 Uhr bei mir an?“
Ich: „Welche Uhrzeit hälst du denn für geeignet um darüber zu reden?“
Vater: „Ähm…, na ja…, öh, ehm, tja… hmmm,…keine Ahnung.“ :roll:

Nun kann ich aber auch schlecht zu meinen Eltern hingehen und ihnen die Anleitungen einfach so geben. Dann fragen sie warum und dann kann ich schlecht sagen, dass ich so in 20-30 Jahren nicht mehr leben werde (und sie dann diese Infos gebrauchen könnten).
Bevor irgendwelche Missverständnisse aufkommen, das heißt nicht dass mein Suizid kurz bevor steht. Wenn meine Eltern im hohen Alter wären so würde ich damit noch länger warten. Aber sie sind erst Mitte 50 und ich habe nicht vor hier noch ein paar Jahrzehnte abzuhängen.

Dass ich meine Eltern mit einem Suizid ordentlich vor den Kopf stoßen würde ist mir klar. Aber die Entscheidung zum Suizid habe ich bereits vor drei Jahren getroffen. Dass ich immer noch am Leben bin ist jetzt eine andere Sache, aber es war keine Kurzschlussentscheidung. Auf die Gründe will ich nicht mehr eingehen. Das Thema Reaktion der Eltern war da schon mit einberechnet. Was nicht heißen soll, dass sie mir egal wären. Im Gegenteil, ich bin dankbar dass ich solche Eltern habe. Deswegen habe ich damals auch einen langen Abschiedsbrief verfasst (8 Seiten lang) wo ich meine Gründe und privaten Probleme detailliert erklärt habe. Und meine Eltern auch von jeglicher (Mit)Schuld an meinen Entschluss freigesprochen habe. Ich habe auch deutlich gemacht dass es allein meine Entscheidung war und mir niemand hätte helfen können.
Der Tod des eigenen Kindes ist natürlich immer DER Super-Gau für Eltern. Aber so kommen zumindest nicht im Nachhinein diese Was-haben-wir-nur-falsch-gemacht-Fragen auf.
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

:oops: Dich interessieren doch in Wirklichkeit deine Eltern ueberhaupt nicht, sonst waerest du wenigstens mal mit einem Wort auf meinen Anstoss eingegangen. Das hast du feige und geflissentlich uebergangen.

Dich interessiert nur wie du den feinen Abgang ohne Schuldgefuehl gegen deine Eltern machen kannst. Wie die sich in wirklichkeit fuehlen juckt dich doch nicht.

Und wenn du es tust, egal was auch immer du hinterlaesst, sie werden sich bitter fragen, was sie falsch gemacht haben, da helfen deine Briefe und Erklaerungen nicht das geringste. im Gegenteil, sie koennten es als bittern Zynismus aufassen, dass das alles ist, was von dir uebrig bleibt: Der Rat sich umzubringen
Das Problem ist dein Egoismus.

Es ist schon starker Tobac den eigenen Eltern den Suicid nahezulegen wenn sie alt sind, weil angeblich alle Altersheime wie Alptraeume sind, da kenne ich aber jede Menge anderer.
Ich habe mal vor langer Zeit in einem Heim mit koerperlich und geistig behinderten, die keinerlei Perspektive hatten, die in elenden Situationen waren, gelaehmt, ich habe dortein Maedchen im Kopf, blind, stumm, 25 Jahre aber der Koerper eines kleinen Kindes und sie lachte aus ganzem Herzen, wenn sie eine maennliche Stimme hoerte. Und alle, alle dort, gelaehmte, geistig behinderte, koerperlich wie Kinder, alle hatten Lebenslust, da war niemand der sterben wollte.

Und da kommst du, der eigene Sohn, mit dem "Rat", der Moeglichkeit an deinen Eltern, sich mal eben umzubringen wenn es nicht mehr geht. Der Lebenswille ist weitaus staerker und wenn der Opa 99 Jahre und Zahnlos und Gebrechlich ist,will er dennoch leben.
Du hast anscheinend nicht die geringste Ahnung.
Und die Ausnahmen, die es gibt, und den Freitod waehlen, kannst du nicht als Maassstaab nehmen.

Der Sohn will sich umbringen und hinterlaesst den "Rat" wenn sie alt sind und nicht mehr hoch kommen, koennen sie ja das gleiche machen.
Zu so einer Einstellung gehoert schon Kaltschneuzigkeit dazu. Und wenn die Rente gut ist, kriegen sie auch gute Pflege, den Widersprch hast naemlich einfahc unterschlagen.

Nee, es ist dein eigener purer Egoismus, du willst ohne Schuldgefuehle den Abgang machen , dich feige vor der Verantwortung gegenueber deinen Eltern druecken. Willst dir selber vormachen du haettest ja alles fuer ihre "Zukunft" getan. Mensch hoer mir auf mit diesem Selbstbetrug, das mag ich am meisten. .
Das geht nicht, du wirst, wie auch immer du dich verhalten wirst, ihnen grauenhaften Schmerz bereiten. Und mit so einem "Rat doppelt.
Ach, was war das letzte was Sie von ihrem Sohn hoerten?
Wie ich mich am besten umbringe wenn ich alt und gebrechlich bin.
Das nennt man Liebe des Kindes zu den Eltern.

Warum du den Abgang machen willst, weiss ich nicht, dazu sage ich auch nichts. Aber dieser Stil, den eigenen Eltern so einen "Rat"zu hinterlassen, raubt schon den Atem. Von der Moral ganz zu schweigen (aber Moral wurde ja ein altmodisches Fremdwort).

Du willst dich umbringen. Tu es. Hinterlass ihnen eine Erklaerung, wenigstens das. Wird nichts helfen und nicht den Schmerz lindern, weil hinter jeder Erklaerung tausend fragen auftauchen. Aber dazu noch den Tip vom eigenem Sohn, wie sich sich spaeter mal,wenn sie keine Hilfe haben, sich am besten umbringen, weil der einzige Sohn, der helfen koennte, sich um die Ecke gebracht hat, das ist Zynismus pur.

Und deine angeblichen fuersorglichen Motive, fuer den Rat des Suicides, kannst du dir aufs Brot schmieren. Wenn du echte Fuersorge fuer sie haben wuerdest, wuerdest du um ihretwegen (!!) am Leben bleiben wollen, fuer sie, um fuer sie da zu sein. Davor haette ich Respekt.

Das aber scheint dir zu unbequem zu sein.
alycat
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von alycat »

Cabinas du bist etwas zu direkt...
chris84

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Direktheit ist schon in Ordnung. Ist mir jedenfalls lieber als wenn ewig drum herum geredet wird. Solange es ist nicht beleidigend wird (was hier noch nicht der Fall ist) kann ich damit leben. Auch störts mich nicht wenn jemand mein Verhalten als feige oder egoistisch bezeichnet.

Deine vorherigen Fragen habe ich bewusst übergangen. Weil das sonst in diese Du-darfst-dich-nicht-umbringen-deine-Eltern-werden-sonst-traurig-sein-und-das-ist-unmoralisch-Diskussion führt. Und das ist nun mal nicht das Thema dieses Threads. Deine angesprochenen Punkte habe ich bei meiner Entscheidung bereits berücksichtigt. Es ging hier nicht darum ob mein Suizid gegenüber meinen Eltern unmoralisch ist oder nicht. Bitte beim Thema bleiben.

Das ist sehr schön für dich dass du solche Erfahrungen mit alten, kranken und behinderten Menschen machen konntest. Nur sind das eben DEINE Erfahrungen, ich hingegen hab andere gemacht. Und dass meine Eltern durch eine gute Rente automatisch auch eine gute Pflege bekommen ist auch weit hergeholt. Bei meiner Oma damals hab ich das hautnah erlebt wie trotz guter Rente schlimme Zustände herrschten. Und im Zuge von demographischen Wandel, Kostendruck und Gewinnmaximierung im Gesundheitswesen usw. wird sich das wohl eher noch weiter verschärfen. Und wie lange unsere Renten- und Sozialsysteme noch Bestand haben ist auch nicht klar.
Wie ich schon schrieb, muss es ja nicht unbedingt Pflegebedürftigkeit sein was zu Suizidgedanken/Lebensmüdigkeit führen kann. Bspw. ein Krebstod kann (trotz Schmerzmittel) sehr qualvoll enden. Und manche Krebsarten werden häufig auch erst im Endstadium entdeckt. Und da ist es dann meist zu spät noch einen Sterbehilfeantrag zu stellen.

Meine Einstellung mag kaltschnäuzig klingen. Das hat aber eher was damit zu tun dass ich generell zum Thema Tod/Suizid/Sterbehilfe eine etwas lockere und offenere Einstellung habe. Nur hinterlasse ich keine Todesanleitungen weil ich es grade geil und lustig finde, sondern (wie schon beschrieben) eine Wahlmöglichkeit schaffen will. Diese Anleitungen und Methoden wären auch gar nicht nötig wenn Sterbehilfe bzw. der Zugang zu NaP etwas liberaler geregelt wären.
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

Ich habe nicht erwartet, dass du dich konkret damit auseinander setzt. Ich habe genau das erwartet was du schriebst: Bla Bla.
Wer soweit ist wie du, der, um sich ein schlechtes Gewissen zu ersparen, eher den eignen Eltern raet wie sie spaeter den Abgang machen koennen, der ist seelisch so versteinert, da kann man bei ihm innerlich nichts mehr ereichen.
Es beruehrt dich nicht mal, was du ihnen mit so einem "Rat" antust.

Und wenn ich mit Heimen andere Erfahrungen machte, als du es vorgibst gemacht zu haben, dann sollte es normalerweise bei denkenden Menschen anregen, sich gruendlich zu informieren, ob die Annahme "alles ist schlecht" ueberhaupt richtig ist, bevor man dieser Annahme wegen irgendwelche Rat-Konsequenzen" erteilen moechte.
Aber Logik scheint hier auch nicht vorhanden zu sein.
Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefaellt, nicht wahr?
cabinas
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von cabinas »

alycat hat geschrieben:Cabinas du bist etwas zu direkt...
Lieber direkt und ehrlich. Lebensprinzip. Es wird genug heuchelt und gelogen, das weisst du doch.
Peterchen
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Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von Peterchen »

cabinas hat geschrieben:Du solltets m.A.n. viel eher darueber reflektieren, ob nicht genau diese Tatsache, dass du das einzige Kind ist, dass deine Eltern haben, dich vom Suicid abhalten sollten. Gedanken darfst du haben soviele du willst, Die Handlung aber, die bedenke unter diesem Aspekt.

1) Sie werden sich riesig gefreut haben als du zur Welt kamst. Dies Tatsache deiner Geburt gab ihnen die Identitaet des Eltern-Seins und hat womoeglich ihre gemeinsame Liebe bestaerkt. Das vernichtest du. Mit welchem Recht?
Die Frage ist eher: Mit welchem Recht erwarten Eltern, dass man ihretwegen ein qualvolles Leben führt? Von einem anderen Menschen zu verlangen, dass er noch Jahrzehnte weiterleidet, nur damit man nicht um ihn trauern muss, ist der Gipfel des Egoismus.

Außerdem ist Fortpflanzung kein altruistisches Projekt. Beim Kinderkriegen geht es nicht darum, einer nicht-existierenden Person einen Gefallen zu tun, indem man ihr dieses tolle Leben schenkt. Das würde auch keinen Sinn ergeben, denn erstens haben nicht-existierende Personen kein Interesse am Leben, zweitens ist es fraglich, ob man ein Leben voller Strapazen, das nach ein paar Jahren auf Alter und Krankheit hinausläuft, wirklich als "Geschenk" bezeichnen kann. Insofern: Kinder bekommt man aus Egoismus. Man möchte etwas niedliches zum Knuddeln, man möchte Gesellschaft. Und in manchen Fällen geht es ja auch gut, weil Menschen entstehen, die ihr Leben einigermaßen ertragen. Wenn es aber schief geht, und ein Mensch entsteht, der sein Leben als Zumutung empfindet, dann gibt es schon aufgrund der Unfreiwilligkeit der Geburt keine Pflicht, am Leben zu bleiben.
3) Es gibt so etwas wie Verantwortung deinerseits. Und bitte komme nicht mit dem Spruch, man habe dich nie gefragt ob du geboren werden willst.
Aber so ist es doch. Die Geburt ist eine Art Überrumpelung. Unsere Existenz beginnt als Lebensbereicherungsprojekt unserer Eltern, ohne dass wir dabei mitreden konnten. Wenn das Leben aber schon unfreiwillig beginnt, dann sollte es zumindest im Erwachsenenalter freiwillig sein. Als Erwachsene sollten wir frei entscheiden können, ob wir das Leben, das uns aufgedrängt wurde, überhaupt wollen, oder ob wir in die Nichtexistenz zurückkehren möchten. So wie wir als Erwachsene entscheiden können, ob wir in der Kirche bleiben wollen, in die wir durch die Taufe ungefragt hineingesteckt wurden.
Zuletzt geändert von Peterchen am Montag 8. August 2016, 19:05, insgesamt 3-mal geändert.
chris84

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Peterchen, auch an dich vielen Dank für deinen Beitrag.

Cabinas: Und ob ich mich bereits damit befasst habe. Wenn ich schreibe, dass mein Entschluss für Suizid keine Kurzschlusshandlung war und ich auch die Folgen für die Eltern mit einberechnet habe kannst du davon ausgehen, dass ich alles durchdacht habe (auch deine drei Fragen). Das bedeutet auch dass ich alle Optionen die gegen einen Freitod sprechen durchgegangen bin und immer wieder zum selben Ergebnis komme. Aber mir ging es hier nicht darum ob mein eigener Freitod (gegenüber den Eltern) unmoralisch ist. Deswegen kommentiere ich dieses Thema nicht weiter und deswegen habe ich auch auf deine drei Fragen nicht reagiert. Es ging nur darum ob die Weitergabe dieser Aufzeichnungen in Ordnung ist oder nicht (nicht um meinen Freitod an sich). Und dazu hast du dich ja auch ausgiebig geäußert.
Alycat meint, dass du zu direkt wärst aber mich stört das nicht. Im Gegenteil, ich bin offen für Kritik. Wenn es so direkt ist, so ist mir dass tausend mal lieber als wenn es nett umschrieben wird. Dann lieber Klartext reden. Deswegen habe ich ja auch diesen Thread eröffnet, weil ich mir verschiedene Meinungen anhören möchte. Das gehört nun mal zu einer Diskussion dazu. Ich hab auch nicht erwartet, dass sich jetzt alle User melden und meine Idee befürworten.

„…um sich ein schlechtes Gewissen zu ersparen…“ Auch diese Aussage ist nicht korrekt. Es mag vielleicht so rüber kommen, dass ich mir damit ein schlechtes Gewissen ersparen möchte. Deswegen schreibe ich jetzt (zum dritten Mal) dass es mir eher darum ging meinen Eltern (im Falle einer schweren Krankheit oder sonstigen Leidens) eine Option bzw. Wahlmöglichkeit zu geben. Ob sie diese Option dann ziehen oder doch lieber den anderen Weg gehen, dass ist dann deren Entscheidung. Ich will ihnen diese Möglichkeiten nicht aufdrängen aber auch nicht vorenthalten.

Natürlich kann ich meine schlechten Erfahrungen im Pflegebereich nicht auf alle Pflegeeinrichtungen in Deutschland übertragen. Das Beispiel mit der Pflegebedürftigkeit war auch nur eines von vielen. Auch hier habe ich bereits geschrieben, dass es noch andere Leiden und Krankheiten gibt die ein Leben unerträglich machen können, selbst wenn man das Thema Pflegebedürftigkeit ausblendet. Und genau an diesem Punkt setzt meine Idee ein. Hier geht es definitiv nicht darum, meinen Abgang ohne Schuldgefühle durchziehen zu können, so wie du es schreibst.
alycat
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von alycat »

Ok cabinas;) du hast ja recht...heuchelei ist das letzte...
Ihr müsst dann wohl alle männlich sein...;)
Scheinbar sind frauen sensibler im Allgem. ^^ bin fast vor Schock erstarrt lol
...dachte es wird chris sehr verletzen...
ja ich denke immer, gut dass meine ma noch nen sohn hat, falls ich verschwinde...
LD100
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Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von LD100 »

Hallo Chris & alle anderen,

ich kann mich sehr gut in die Standpunkte aller hier Beteiligten hinein versetzen, es ist auch bisher eine sehr sachliche Diskussion.

Was du hier schreibst:
chris84 hat geschrieben: [...]
Und meine Eltern auch von jeglicher (Mit)Schuld an meinen Entschluss freigesprochen habe.
[...]
Aber so kommen zumindest nicht im Nachhinein diese Was-haben-wir-nur-falsch-gemacht-Fragen auf.
funktioniert bei gesunden Menschen allerdings nicht, diese Fragen kommen 100%ig auf, das lässt sich überhaupt nicht vermeiden.
Wenn dich deine Eltern lieben und du vor ihnen gehst, wird es ihnen das Herz brechen, ich mache mir ähnliche Gedanken.


Ich bin jetzt nicht informiert was dich zu deinen Absichten brachte aber um deine eigentliche Frage zu beantworten wäre ein Vorschlag von mir,
deine Aufzeichnungen auszudrucken, abzuheften und eine Tittelseite mit der Überschrift: "Wenn ich einst nicht weiter leben möchte" aufzubewahren.
chris84

Re: Infos für die Nachwelt hinterlassen?

Beitrag von chris84 »

Ich habe vergessen zu erwähnen, dass meine Eltern über meine Probleme und meinen Sterbewunsch Bescheid wissen. Als ich vor drei Jahren meinen ersten gescheiterten Versuch hatte, da habe ich meine Eltern aufgeklärt sowohl über den gemachten Versuch als auch über meine Gründe.
Zu meiner Überraschung haben sie es eigentlich ruhig aufgenommen. Und sie haben meine Gründe sowohl verstanden als auch akzeptiert. Sie konnten gut verstehen warum ich nicht mehr leben wollte. Das ändert jetzt natürlich nichts an der Tatsache, dass mein Tod ein schwerer Schicksalsschlag für sie wäre. Aber ich denke dass trifft nicht nur auf mich hier zu. Es dürfte wohl jeden User hier betreffen der noch Eltern hat und gerne sterben will.

Das nächste Problem (wo ich noch nicht weiß wie ich das bewerkstellige) ist die Weitergabe der Infos selbst. Ich will vermeiden dass sie die Aufzeichnungen direkt nach meinen Tod erhalten. Es sollte schon eine gewisse Zeitspanne dazwischen liegen. Am Besten wäre es wenn sie diese Infos erst dann lesen, wenn der besagte Punkt (schweres Leiden, Krankheit usw.) eintritt. Wie ich das anstelle weiß ich noch nicht.
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